Was für eine Show.

Ja, es stimmt. Es ist nur eine Bike Messe und ja, richtig, es sind satte knapp 600km Distanz zwischen Frühstückstisch und einer Show, die ihresgleichen sucht. So gesehen, stattgegeben, gäbe es viele Vernunftgründe, die dagegen sprechen. Aber Vernunft wird ja manchmal auch überbewertet, isnt it?, und wie heißt es so schön: „ein Hobby braucht der Mann“ … Kurzum: sch* drauf, ich fahr da hin. Kumpel Georg lässt sich in diesem Jahr entschuldigen, also wupp isch dat alleene. Wird schon gut werden.

Die bespoked ist keine Eurobike, allein diese zwei Wörter in einem Satz sind ein Frevel und ich bitte den Leser, dies justamente aus dem Protokoll zu streichen, bzw. einfach zu überlesen. Die bespoked ist ein Event, eine Augenweide, ein Fest, ein Feuerwerk, ein Spektakel, eine kleine, aber extrem feinst erlesene Messe. So mag es nicht verwundern, dass entsprechendes geboten wurde. Alles, nur keine Cube Bikes (ihr erinnert Euch: Alu ist eine Hure und Cube ihr Zuhälter), wohl aber edles Titan, feines Rohr, schöne Schweißnähte und Dinge, die die Bikerin und den Biker einfach glücklich(er) machen. Isso.

Die bespoked ist größer geworden. War es 2023 noch eine Empore, so durfte man 2024 auf zwei Ebenen seiner Lust freien Lauf lassen. Die Party am Samstag Abend hab ich aus Vernunftgründen ausgelassen … ja..ah, ich weiß, ich weiß, der zweite Fehler. Erst fährt er unvernünftigerweise dahin, und dann lässt er auch noch unvernünftigerweise die Party sausen. Verstehe einer den Udokah.

Was war geboten? Das passt nicht in einen Blogbeitrag, drum nehm ich Euch nur zu ein paar kleinen und meinen ganz persönlichen Schlaglichtern mit. Das große ganze lässt sich wunderbar auf Instagramm unter dem Stichwort „bespoked“ oder auch auf der Bikepacking Seite nachlesen (Part1, Part2, Part3). Funny Fact: im Part1 ist bereits das dritte Picture mein wunderbares BBB Wheeldan Bike, welches auf dieser Messe ein vielbeachtetes Exponat war.

Doch nun der Reihe nach, hier mein kleines Dreierlei:

Menschen

Am Anfang war der Mensch. Deshalb gehört er in den Mittelpunkt. Ohne all die „Typen“ wäre alles nix. Sie sind bunt, schillernd, farbenfroh. Sie sind einzigartig, eigen und mancheiner auch eloquent. Sie sind alle für sich ne „Marke“, cool sind sie natürlich auch. Da war zum Beispiel Bernhard, der mit seinem, wie soll ich es nennen, Rundrad, durch die Gegend reist und so voller positiver Vibes und Hoffnung ist, dass es ansteckend wirkt. Bernhard malt sich sein Bike und das gesamte drumherum in seinem Heftchen liebevoll zusammen und hat eine Vision. Wenn er seinen Rundbogen aufklappt hat er sowohl sein Wohnzimmer, aber auch sein Schlafzimmer und natürlich auch die Küche verfügbar. Am Rahmenrohr hängen seine diversen Ohranhänger und die JBL Box streamt den Sound. Es gibt die unterschiedlichsten Lebensentwürfe. Bernhard seiner ist einer.

Thomas aus dem tiefsten Osten und das Wort „Meerglas“ ist eine Geschichte für sich, vielleicht, Thomas, machen wir mal eine richtige schöne Special Story daraus hier auf udokah.de. Meerglas findet man gewöhnlich am Strand, wie der Name schon verrät, ist es das Gegenteil von Schwemmholz, es ist eben Meerglas, vom Meer angespült, ausgewaschen und in Scherbenform immer wieder mal dort zu finden. Thomas fand ein solches vor weit über 10 Jahren und es machte Klick. Das Fundstück war der stumme Botschafter für die Entscheidung „ich werde Rahmenbauer“. Fand es, sprach es und wurde fortan Rahmenbauer. Die wunderschönen Meerglas Rahmen sind eine Hommage an die Randonneure, Graveleure und Konstrukteure dieser Welt. Die Details besessen und verliebt, die Konstruktion klassisch und filigran, das Konzept einmalig, so wie ein Meerglas eben ist. Mehr dazu demnächst mal hier an dieser Stelle. Für alle, die  neugierig sind: es gibt im Mai2025 das zweite Meerglas Fenderfest. Die Versuchung ist groß …. Thomas, vielleicht sehen wir uns. 

VanWoid ist der Macher hinter den wunderschönen Canapee und Hunter Frames. Jon von Two Tones und Bregan von Crank Communication sind einfach nur Freaks die ihre Leidenschaft vertonen und bebildern. Daniel von Wheeldan in seiner ihm eigenen ruhigen Art, schert aus der Freakzone aus und frönt seine stille Titan Leidenschaft auf seine Art. Das Ergebnis sind unglaublich schöne Räder, stilvollendet und mit Schweißnähten, die die Augen glänzen lassen. Henri Lesewitz, in der Bikeszene ein bekannter, bunter, schreibumtriebiger Hund hat das Metier gewechselt und widmet sich nun mit der hinlänglich bekannten Hingabe seinen Bike Ahead Composites. Da wären auch noch Josh, Petor, James, Martin, Frank, Jürgen und der Flo (bzw. Fo) und was weiß ich nicht alles wer … jeder eine Geschichte, jeder eine tolle Story wert. Alle eint die Leidenschaft zum Rad. Und das ist gut so.

 

 

 Maschinen

Ohne Maschine is alles nichts. Die Maschine ist unser Antrieb, der Vortrieb unsere Leidenschaft, die pure Lust wenn Mensch und Maschine gemeinsames schaffen und sich daraus den Stoff der Abenteuer webt.

Die Ausstellungsstücke waren so vielfältig wie wunderschön. Handwerkskunst von tätowierten Typen, die untertassengroße Scheiben an ihren Ohren hängen und weder Anzug noch Krawatte in ihrem Businessplan vorgesehen haben. Jene Typen, männlich, weiblich, divers, egal welcher Coleur und egal welcher Herkunft, bauen Räder, da träumt die Eurobike nur davon. Das kannst Du in keine Serienschablone pressen und 1000x reproduzieren, dass fertigst Du Stück für Stück einzeln und auf Kundenwunsch individuell. Egal ob die Anlehnung an das wunderschöne Pederson Bike oder eine der zahlreichen Titan-Varianten. Träume in Schweißnahtrosa. Rohrgewordene feuchte Fantasien und schweißperlendicke Freudentränen beim Betrachten selbiger. Das muss man nicht verstehen, sollte es aber mal gesehen haben, um nachvollziehen zu können, wie schön Fahrräder sein können – wenn sie denn mit solch einer reinen Hingabe den edlen Manufakturen entspringen.

Das Moulton ist eine solche Sünde. Unbezahlbar eigentlich, aber so geht Brückenbau. Auch Wheeldan war am Start und zeigt, wie sich Eloxalfarbe an Titan kredenzen lässt. Milli Cycles aus  March (nähe Freiburg) zum Beispiel zeigte, wie man Farbe auch ohne Farberausch gestalten kann, dass einem schwindelig wird. Weniger ist mehr, aber ich würde es besessene Detailliebe nennen. Grandios, wie man ein kleines, scheinbar unbedeutendes „M“ zu einem Designmerkmal machen kann. Herrlich. Chapeau Janosch. Beim Thema Janosch fällt mir dann gleich der Flo ein, der mit seinen Fo Goods-Taschen zwar in der Kategorie Maschine nur insofern eine Berechtigung hat, weil er seine Nähmaschine tatsächlich eigenhändig betreibt und jede seiner wunderbaren Taschen selbst fertig. Fo Goods. Coole Taschen.

Maschine war das Stichwort.  Cargo is auch eines. Knaller, was da mittlerweile geboten wird. Der Bierkistentransport ist ja nunmehr obilgat, der Nachwuchs hat sowieso eine Dauerplatzkarte im Frontbereich der Helikopter Eltern und wer seinen Baumfall-Vorrat künftig selbst einbringen will, der wird hier fündig. Monopole aus der Schweiz zeigten eine pfiffige Riemenlenker-Lösung. Und die Jungs rund um Florian nennen sich – treffend – Rohr. Wie sonst auch? Das Rohrbike hab ich samt Bierkasten selbst ausprobiert, also zu fahren, trinken war nicht. Klappte excellente.

Dreht es, wendet es wie ihr wollt, es wird so oder so rund. Die ganzen Maschinen sind rund, manche haben pfiffige Kanten, aber alle sind aus einem Guß und wer will auf so einer Messe über Geschmack streiten? Nobody.

 

eMotionen

Emotionen sind so ein Ding. Sie entfachen die Glut, sie schüren die Hitze. Brennstoff für Leidenschaften und das Elixir für den Antrieb, wenn das Kettenöl die Glieder schmiert, dann sorgt die Emotion dafür, dass wir das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen. Manchmal tropft auch eine Freudenträne aus dem Augenwinkel. Drum gab es in Dresden nicht nur viele fröhliche Gesichter, sondern auch jede Menge emotionale Momente der Glückseligkeit. Egal ob durch die guten Gespräche verursacht, oder durch die schiere Begeisterung, die aus einem raus muss, wenn man all der schönen Details habhaft wird, wohl wissend, dass 99% dieser Momente vergänglich sind, weil wir ja nun mal nicht alles, was uns so dargeboten wurde mit nach Hause nehmen konnten. Zu schade eigentlich.  Folgt mir … ein paar hab ich noch … : 

und dann war da noch ….

Der James von Tailfin. Der weiß Bescheid, der nimmt Dich an die Hand, der spendet Rat. Die Jungs von der Insel sind eine Engineering Company durch und durch. Da wackelt nix, da klappert nix. Das hat alles Hand und Fuß und im Falle der neuen Lenker-Bags auch einen Haken, an dem Du die Rolle fixierst. Coole Lösungen für coole Bikepacker.

Der Schließdienst aus Sachsen. Texlock. Ummanteltes Stahlband mit zwei Bügelschlössern oder – wie hier im Bild – mit festem Schließzylinder. Schaut nicht nur gut aus, sondern schützt auch effektiv und ist vor allem eines: super flexibel in der Handhabung. Habs selbst im Einsatz. Like. 

Die Jungs aus Sachsen, mit dem pfiffigen Allpacka Konzept. Sieht schlank aus, ist aber eine im Nu aufklappbare Transportkiste, die sich auch nicht scheut ein Tragerl Bier auf die Schultern zu nehmen. Coole Idee. Geht im Frühjahr 2025 als Startup auf den Markt. Toi toi, Jungs.

Der Bernhard. Coole Socke. Vielleicht zu gut für diese Welt, aber ein Unikat, so wie sein Bike, so wie sein Büchlein. Ein Typ. Eine Geschichte. Man darf ihn finden wie man mag, man sollte ihm aber auf jeden Fall mal zuhören. Bernd, man sieht sich immer zweimal. Take Care. Have fun. Stay tuned.

(c) Udo, einst im Oktober … schmunzelnd, reflektierend und froh so unvernünftig zu sein.