Meine Erfahrung mit dem Hilleberg Allak
Es sind jetzt schon einige „Kerben“ in meinen Zeltgestängen und die Erfahrung nimmt stetig zu. Viele Monde unter freiem Himmel, viele Overnighter und so summieren sich die Erfahrungen zu einem Bild. War in Irland das VauDe Zelt mein treuer Begleiter, so durfte ich nunmehr auch schon einige Hillebergs (Kaitum, Nallo, Allak) nutzen, kenne die Besonderheiten eines Hyperlites (Bericht folgt) und weiß auch etwas zu den Helsport Zelten (Lofoten Superlight, Ringstind Pro2) zu sagen. Das meine erst Zeltnacht 1974 inmitten mächtiger Tannen auf 1500m Höhe nicht sonderlich schlau organisiert war, zählt in diesem Zusammenhang bestenfalls in der Kategorie Lessons learned. Damals trug ich das sündschwere Baumwoll Firstzelt mit Gummiboden mühsam den Berg hinauf – nicht wissend, dass es vllt. auch zu diesem Zeitpunkt schon „leichte“ Zelte gab – aber Taschengeld Budgets sind bekanntlich immer etwas begrenzt.
Nun also mal ein Blick auf das wunderschöne Hilleberg Allak, welche Vorteile bietet es, was ist gut, was weniger toll – welche Erfahrung hab ich damit gemacht? Lest selbst.
Ausstattung
Das Allak ist ein four Season Zelt, die Ausstattung entsprechend hochwertig und umfangreich. Außenzelt aus robustem Kerlon1200 Material, Innenzelt mit Bodenwanne und 2 Apsiden und 2 Eingänge sorgen für Komfort. Zwei Innentaschen und die Möglichkeit innen eine Wäscheleine zu befestigen ist ebenso gegeben, wie die Option einen Footprint-Boden zu installieren (geht über beide Apsiden). Die Variante mit Footprint erhöht zwar das Gewicht, aber eben auch den Komfort. Lieferbar in rot, grün und sand. Ich hatte das auffällige (und schicke) rot, würde aber in Zukunft das Grün bevorzugen, es ist einfach dezenter. Wer es gerne heller im Zelt hat, der nimmt das ebenfalls natürlich wirkende sand.
Aufbau
Das Hilleberg lässt sich schnell aufbauen. Das gekoppelte Innenzelt ist bereits eingehängt, also kein Stress. Drei Stangen werden in die farblich dafür gekennzeichneten Taschen gesteckt, danach gilt es einfach nur noch die Haken einzuklipsen, wodurch sich das selbsttragende Zelt auch automatisch spannt. Dann noch die „Dachlüfterhaube“ einklicken und das Allak steht. Wer es perfekt gespannt haben mag, der nehme mindestens 4 Heringe zur Hand, dann ist zunächst alles save. Klar, bei Sturm und Regen nutzt man idealerweise alle 12 Abspannpunkte.
Abmessungen
Das Hilleberg ist ein kleiner Dom. 2,9m2 Innenfläche und 2x 0,8m2 Apsidenfläche sind üppig. 270cm breit, ca235cm lang, 105cm hoch – soweit so angenehm. Die reine Liegefläche innen beträgt 130/120cm in der Breite bzw. ca. 225 in der Länge. Aufgrund der zwei Eingänge kommt man natürlich zu zweit bestens zurecht. Auch Gepäck lässt sich noch prima unterbringen.
Lueftung
Zwei großflächige mit RV zu bediende Dachlüfter sorgen für ausreichend Luftzufuhr, auch über die zwei Türen kann man Frischluft prima regulieren – ist trotzdem aufgrund der Meshinlets gut für Moskito und Co. geschützt.
Nutzbarer Raum
2,9m2 sind ein guter Wert. Kein Schnickschnack, keine Phantasie Geometrien, sondern ein gutes Raumverhältnis, durch die Kuppel-Bauweise auch über die gesamte Fläche gut nutzbar. Die selbsttragende Konstruktion ermöglicht zudem, dass aufgebaute Zelt am ideale Standort zu platzieren, bevor man es mittels Heringen fixiert.
Auch die Vorräume sind ausreichend und gut bemessen. Mit 105cm Innenhöhe ist es auch für größere Menschen noch bequem. Ein richtiger Dom wird es, wenn man das Innenzelt aushängt, den Boden belässt und dann die gesamt Fläche zu Verfügung hat (dann sind es schlappe 4,5 wettergeschützte Quadratmeter – klasse).
Windstabilitaet
Wenn der Wind geht, hört man das natürlich wie in jedem Zelt, ich hatte mal eine stürmische Nacht und klar, plustern sich dann die Wände. Aber das Zelt steht stabil und wenn die Abspannleinen genutzt werden, ist es eine Festung. Auch aufgrund der sich kreuzenden drei 9mm DAC Gestänge ist es sehr stabil und verträgt auch Schneelasten.
Ausstattung
Hillebergtypisch auf hohem Niveau. 12 Heringe, 3 Gestänge, zwei Innentaschen, zwei Eingänge, zwei Apsiden, Kerlon1200 als Ganzjahresstoff, dennoch halbwegs leicht aber sehr robust. Hilleberg Qualität ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben und eine Bank in der Zeltwelt.
Fazit
So, wie bewertet man das Allak2. Das Zelt ist TOLL. Bietet sehr viel Raum, lässt sich super schnell aufbauen und ist qualitativ eines der besten Zelte am Markt. Die Ausstattung ist prima, der Preis freilich nicht günstig, selbst gebrauchte Zelte sind kaum unter 600/700 Euro zu bekommen. Es wurden schon Ebay Anzeigen mit 800Eur für 10 Jahre alte Zelte gesichtet (die auch ihren Käufer gefunden haben). Der hohe Wiederverkaufswert eines Hillebergs ist einer der Top Kaufgründe für diese Marke. Das Allak2 hat mir viel Freude gemacht, dennoch habe ich es wieder verkauft. Warum? Für die Anwendung als Bikepacker ist mir das Packmaß zu groß und letztlich das Gewicht zu hoch (3,3kg). Auch der Bergwanderer wird diese Gewichtsklasse ausschließen. Der Paddler hingegen verstaut das locker, ebenso wie die Familienradler mit Anhänger etc. Optik, Haptik, Funktion und Wetterfestigkeit hingegen sind oberste Liga und jedem zu empfehlen, der einen treuen Begleiter über Jahre hinweg sucht.
Hallo Udo!
Bin auf meiner Recherche auf deinen Blog gestoßen. Ich suche derzeit ein winterfestes Zelt und eins für Touren nach Schottland und Island auch in den Übergangssaisons. Zelten auf alpinen Höhe würde ich auch gerne bestreiten. Ich würde auch hauptsächlich wandern gehen.
Hier habe ich ein Kaitum 2 für 769 Euro bekommen können, frage mich aber, ob ich mit einem Allak 2 oder einem Nallo 2 besser bedient wäre. Das Nallo fällt eigentlich schon raus, da ich von schlechter Belüftung und wenig Platz abgeschrecht war. Dafür ist das Gewicht natürlich klasse.
Das Allak 2 soll einen Ticken schwerer als das Kaitum sein, dafür aber einfacher aufzustellen, da es freihstehend ist. Fraglich ist natürlich, ob sich der Aufpreis rechtfertigt – das Allak und das Nallo bekomme ich wohl nur zum UVP.
Was meinst du? Und würdest du zwingend ein Footprint mit dem Kaitum oder eins der anderen Zelte benutzen?
Viele Grüße
Philipp
Hallo Philipp, ich mag Dir gerne antworten. Hatte schon alle 3 Zelte im Einsatz und bin final beim Allak2 gelandet. Das Kaitum2 war super (ich hatte auch mal ein Kaitum3 – das war aber zu üppig) – die zwei Eingänge sind sehr komfortabel und die Gesamtfläche absolut ausreichend, aber es war groß und relativ schwer. Ich hatte auch jeweils ein Nallo2 und ein Nallo3 GT – letzteres natürlich mit wunderbarem Raumangebot, aber eben zu groß, zu schwer (ich bin zu 95% Bikepacking Anwender). Das Nallo2 ist zu zweit etwas unkomfortabel, da Du nur den einen engen Eingang hast, außerdem fällt es nach hinten ab und dort wird es nochmal enger. Warum habe ich mich nun (wenn ich zu zweit reise) für das Allak entschieden. Das Verhältnis aus Packmaß/Gewicht und Fläche waren der ausschlaggebende Punkt. Weitere wichtige Vorteile: zwei Eingänge und vor allem: alleinstehend und 5cm höher – die kompensieren mE die 200g Mehrgewicht !! Hilleberg ist preispolitisch sehr korrekt aufgestellt, da wirst Du selten Special Angebote finden .. manchmal sind auf deren Website Outlet „B-Ware“ zum Sonderpreis angeboten – da lohnt sich ein Blick darauf – die sind 100% ok, haben aber vllt. einen Farbstich oder ähnliches. Auch lohnt sich evtl. die Nachfrage bei Sack & Pack in Krefeld. Weiterer Tipp: Ebay Kleinanzeigen. Hier findest Du mit etwas Glück ein gebrauchtes (nicht selten sehr gut erhaltenes) Hillberg. Es gibt natürlich auch Anbieter, die abgenutzte Altware anbieten, aber ich habe einige meiner Hillebergs nahezu Neu für weit unter Neupreis dort erstanden und war stet zufrieden. Weiterer Vorteil, egal welches Modell, der Wiederverkauf ist meist sehr gut möglich (daher gibt es einige, die während Corona dachten „och zelten ist geil“ dann aber im grunde nie wirklich draußen waren und jetzt für 10-20-30% unter VK verkaufen). Toi toi, lg und viel Erfolg, Udo
Hallo Udo,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ich denke ich behalte das Kaitum 2 dann erstmal, da ich es ja für „nur“ 769 Euro bekommen habe. Die Argumente zum Allak 2 verstehe ich natürlich, aber die allein sind mir 300 Euro Aufpreis dann auch nicht wert (Bin eh mit 1,70 m Körpergröße auch geräumig, sodass die Deckenhöhe mir nichts ausmacht). Den Hinweis bezüglich den Footprints nehme ich auch zu Herzen! Das kommt dann als nächstes auf die Einkaufsliste.
Vielleicht noch eine Frage: Hattest du das Kaitum 2 auch mal in den Bergen im Einsatz? Ich frage mich derzeit noch, wie es mit dem Abspannen auf felsigem Gelände aussieht und wie wind- / sturmfest das Kaitum im Vergleich zu einem Geodäten ist in exponierten, alpinen Gelände über der Baumgrenze.
Viele Grüße
Philipp
Hi Philipp, hm wenns es felsig wird und der Boden hart ist, ist es immer etwas tricky .. andererseits irgendwo liegen dann immer ein paar Steine oder ist ein windgeschützter Platz … das Allak dürfte etwas sturmstabiler (da „runder“) sein – andererseits …. Du wirst ja nicht auf 3500m iwo auf ebener Fläche im Auge des Hurricans aufbauen … Kurzum: das Kaitum ist ein tolles – sehr geräumiges komfortables Zelt – kein Leichtgewicht aber die paar Gramm zugunsten der Qualität passen. Das Allak ist halt dann mal Dein „whats coming next“ Zelt … oder vielleicht doch das puristische Hyperlite Ultamid (siehe auf meiner Website) ;-)) .. stay tuned. Udo