Neunundvierzig Nächte im MSR Freelite !

Grund genug, dass einmal genauer zu betrachten. Meine Erfahrung mit dem MSR Freelite2.

Eigentlich war der Plan ein anderer. Ich wollte mit meinem Ultraleicht Hyperlite Mountain Gear auf Tour gehen. Dazu hatte ich mir dann, die Angst vor den Moskitos war doch größer, wie der Trend, Gewicht einzusparen, sogar noch ein Innenzelt besorgt, damit das Thema schon mal save ist. Doch es kam anders. Das Outdoortestival in Übersee, so wollte es der Zufall, hatte nicht nur eine große Bandbreite an ausgestellten Zelten zu bieten, sondern wärmte auch mal wieder Kontakte aus der Zeit des Mongolei Abenteuers auf. Kurzum: ich bekam die Möglichkeit das MSR Freelite2 zu testen. Da gab es kein langes überlegen, zumal der Kumpel mit dem MSR Hubba Hubba NX unterwegs und somit auch ein direkter Vergleich on Tour möglich war. Zufall Nummer2 war dann als wir Henni in Estland kennenlernten, die das Freelite2 aus dem Vorjahr mit sich führte. Dazu später mehr.

Hubba Hubba (vorne) und das schlankere Freelite2 im Einsatz

Daten / Fakten

Gewicht 910gramm / verpackt mit Stange, Heringen (ich hatte die MSR Titan Heringe (15cm) dabei) und einer Bodenplane von Extremtextil (B) knapp über 1000gramm. Also – mal ganz ehrlich: fast nix.

Innenraum: 213cm x 127cm (= 2,7 m2), Höhe 100cm, die zwei Apsiden haben jeweils nochmals 66cm und bieten trotz Dreieckform nochmals ca. 1,4m2 Raum für Gepäck. Verpackt misst das Zelt 46x11cm und ich behaupte, dass ist großzügig gerechnet. An den ganz wenigen Regentagen unterwegs hatte ich es in dem 7l Ortlieb Beutel verstaut, der schön kompakt ist. Die 2 DAC Poles haben 8.7mm, sind aber m.E. ausreichend stabil und machten unterwegs keinerlei Schwierigkeiten. Lediglich die obere Querstange ist beim 22er Modell separat und man tut gut daran, sie nicht zu verlieren (oder zu vergessen).

„Trotz der rechteckigen Grundfläche (ohne wie sonst übliche konische Seiten) und einer Giebelhöhe von 1 Meter (7,6 cm als zuvor) wiegt das FreeLite 2 für zwei Personen 226 g weniger als das Vorgängermodell (von Henni :-)). Die Zeltplane aus Mikromesh erlaubt ausgezeichnete Lüftung, ein wasserdichter Wannenboden schützt vor Nässe und Kälte. Zwei kurvenfreie Zelttüren sorgen für Ein- und Austreten, ohne den Partner beim Schlaf zu stören. Die Türen haben neue Reißverschlüsse, die haltbarer sind und sich mit einer Hand bedienen lassen. Zudem schließen sich die Reißverschlüsse immer an derselben Stelle, damit die Schieber auch im Dunkeln gefunden werden können. Neue Taschen für Geräte aller Art mit Kabelführungen an den Ecken für Kopfhörer und Ladekabel. Ausrüstungsablage über Kopfhöhe ist ideal für Stirnlampen, Sonnenbrillen und mehr.

Außenbereich: Das halb-freistehende Design des FreeLite 2 sorgt für einfaches und schnelles Aufstellen. Besonders stabile DAC-NFL-Zeltstangen, die wasserdichte DuraShield™ Beschichtung und versiegelte Nähte lassen keine Nässe in das Zelt eindringen. Das durchbrochene Überzelt spart Gewicht und hat große Apsiden mit viel Stauraum für Ausrüstung. Die praktischen breiten Apsis-Türen haben eine StayDry™ Regenrinne, die Wasser vom Zelt wegführt.“

Soweit ergänzend der sachliche Text von der MSR Seite. Dem ist wenig hinzuzufügen – in der Tat, sind wohl die zusätzlichen Taschen im Innenraum als auch die RV Lösung optimal.

Aufbau

Das mit dem Aufbau geht schnell. Zwar sind Außen- und Innenzelt (oder gar Bodenplane) nicht – wie bei Hilleberg üblich – miteinander verbunden, aber das ist zeitlich kaum ein Nachteil. Meine Routine war wie folgt: die „externe“ Bodenplane (hatte ich mir für das HMG bei extremtextile in Berlin besorgt) mit 4 Heringen am Boden fixieren (meine war maßlich etwas über das Grundmaß des Freelite hinausgehend (also bei Regen ist man gut beraten, die Plane nicht überstehen zu lassen, sonst hat man das Wasser unterm Zeltboden). Dann das Innenzelt lose über die 4 Heringe fixieren, zwei davon dann nach außen spannen, DAC Gestänge einklippen, Zelt einhängen, Außenzelt überwerfen und fixieren. Fertig. Nach den ersten zwei, drei Fehlversuchen hatte ich den Bogen mit dem Außenzelt auch schnell heraus. Im „Kopfbereich“ ist das Aussenzelt etwas ausgespart – wenn man das einmal kapiert hat, steht das Zelt in weniger als 4 Minuten.

die „Kopfseite“ mit gewichtsoptimierter Überhaut – ebenfalls im Bild, die Bodenplane von extremtextile

Praxis

Das Zelt steht wie eine Eins. Meine größte Angst war tatsächlich der ausgesparte Bereich am Kopf – hier ist bei starkem Regen ja nur eine einzige Haut, die des Innenzeltes, schützend. Zu diesem Zwecke hatte ich auch ein paar Mal mein Tarp darüber gespannt. In den wenigen Regennächten und auch der letzten „Kübelnacht“ in Lübeck, war das Zelt zu jedem Zeitpunkt immer 100% dicht und save. Ehrlichkeitshalber muss erwähnt werden, wir hatten eine weitgehend regenfreie Zeit … also 3-4 Tage Dauerregen musste ich (zum Glück) nicht erleben. Stand heute ist das Zelt unverändert dicht und wetterfest.

Klar ist auch: durch getrennten Aufbau von Innen- und Überzelt ist es bei schlechtem Wetter nicht auszuschließen, dass Feuchtigkeit ans (Innen)Zelt kommt. Bei unseren sieben Wochen hatte ich nicht 1x dieses Problem, aber es wird once a day passieren.

Auch das Thema Ein- und Ausgang bei Regen ist ein wichtiges. Konstruktionsbedingt bieten eigentlich nur Tunnelzelte (mit Vorhof und Seitenzugang) hier die optimale Lösung. Wenn es „prasselt“ dann kommt immer iwie das Naß ins Zelt … so auch hier. Die gut laufenden Reißverschlüsse und eine geübte Zutrittstechnik reduzieren diesen Missstand auf ein Minimum.

Die zwei Eingänge sind praktisch und ich möchte dieses Konzept nicht mehr missen. Zum einen kann man den Gepäckraum gut organisieren (Sachen, die man nicht braucht, kommen in den ungenutzten Eingang, man hat aber trotzdem gut Zugriff), zum anderen ist durch die Türkonstruktion der Space für Ein- und Austritt aber auch für Zugriff sehr gut.

die Tarp Schutz Lösung

Das Freelite2 heißt Freelite2, weil es für 2 Personen gedacht ist. Das geht sicherlich, mein Ansatz war eher ein großzügiges Einer-Zelt zu haben. Dann ist es äußerst komfortabel und ausreichend. Die Innenhöhe ist gut, durch den Schnitt auch mit vergleichsweise spät abfallenden Wänden, die Taschen, schön erwähnt, wurden wirklich oft genutzt und sind einfach praktisch – die paar Gramm on top sollte jeder Zelthersteller investieren. Gut auch die zwei getrennten RVs an den Türen (im Gegensatz zum 21er Modell).

In meinem Fall war es dann aber tatsächlich der Fall, dass ich (ok, es war dunkel und ich hatte mindestens ein Bier) den RV der Außenhaut am linken Eingang tatsächlich so verquakt hatte, das er in der Folge nicht mehr ordentlich zu nutzen war. Anwenderfehler. Hier sollte man immer sorgsam öffnen und schließen, die schützende Lippe über dem RV hält einerseits das Wasser (so es denn da ist) fern aber lässt sich andererseits auch gerne mal von den RV Zähnen beißen. Die RVs im Innenbereich sind eine Bank! Top.

Das 22er Freelite vorne, das 21er dahinter

Funny war der Fact, dass Henni mit dem 21er Freelite unterwegs war. So hatten wir an der Ostseeküste den direkten Vergleich. Die Wertung fiel unentschieden aus: Henni meinte: sie will ihr 21er nicht eintauschen – ich hingegen bildete mir ein, leichte Vorteile beim 22er zu sehen.

links 22er rechts 21er – hm, entscheidet selbst
li 22 / re 21er
Carbon Stangen beim 21er / Alu DAC beim 22er

Das 21er bietet ggf. in der Höhe bzw. im Kopfbereich etwas mehr Raum, bedingt durch die weiter ausragende Querstange – subjektiv hat mir das in der Nutzung über die sieben Wochen hinweg nicht gefehlt. Wer aber ein 21er als Schnäppchen irgendwo ergattern mag, wird sich am geringen Mehrgewicht kaum stören.

Die Möglichkeit, dass Freelite fast freistehend aufzustellen überzeugte auch (am Kopfende ist es gespannt, vorne hält jedoch nur ein mittiger Punkt das Zelt in der Länge auseinander – hier werden zwei Heringe (oder Steine) benötigt).

Fazit

Ich habe die Entscheidung mein HMG mit Innenzelt daheim zu lassen keinen Moment bereut. Das Freelite2 hat mich souverän in den 7Wochen begleitet und es gibt eigentlich nichts, was ich missen würde (ein Grund im übrigen, dass ich das Testzelt dann auch gekauft habe).

Opensky in Riga – hier nur mit Tarp ohne Außenzelt

Es lässt sich superschnell aufbauen, bietet (einer Person) maximal ausreichendend Raum, erlaubt auch Radreisegepäck, war auf unserer Tour gegen Wind und Wetter gefeit, trocknete schnell und ließ sich bestens verpacken. Im MSR Beutel fand die zusätzliche Plane locker Platz.

kompakt auf der Rückbank – es muss nicht immer ein Schloß sein – ein Freelite tut es auch

Der Schlafraum ist ausreichend, die Ventilation, dank Mesh Innenhaut, sehr gut. Der Stauraum prima, das Gesamtgewicht überraschend niedrig, das Packmaß top.

Kurzum: ich würd es wieder mitnehmen und kann es für mitteleuropäische Radreisen uneingeschränkt empfehlen. Ob ich es dem Island Reisenden mitgeben würde weiß ich nicht, dafür hab ich es persönlich bei Wind, Wetter, Starkregen zu wenig an die Grenzen gebracht.

Last but not least: der Preis. Aktuell im Netz für rund 450-500Eur, kein Aldi Sonderangebot, aber gemessen an dem was man dafür bekommt, aus meiner Sicht, das Geld allemal wert.

MSR Freelite Moments
MSR Moments
thats why we do this !!

*** (c) Udokah, Aug22 ***