Jezz mal ganz im Ernst. Und auch mal ganz unter uns. So was braucht man nicht.

Fatbike

Aber, jetzt noch mal etwas ernsthafter und für alle, die es wissen wollen: ohne geht auch nicht. Geht gar nicht ohne. Null. Wovon ich spreche? Vom fatbiken. Hä? Fatbike, überbreite Schlappen, Rollwiderstand vs. kein Luftdruck, von Bulldog auf zwei Rädern, von Sandfahrrad oder Schneevelo. Von Spaß, von Freude, von Joy, von Happiness, von Unvernunft auf der einen, aber dann endlich wieder zur Vernunft kommen auf der anderen Seite. Kein Witz. Fatbiken is geil. Und, mal Hand aufs Herz, wenn schon, dann auch richtig, oder nicht? Wie oft hat man die letzten Jahrzehnte den dritten Schokoriegel nicht gegesssen, den letzten Schnaps stehen gelassen, mit der hübschen kleinen Blonden (alternativ: dem hübschen großen Blonden) gegenüber NICHT geflirtet, weil die Frau/Freundin, der Mann/Freund daneben saß, wie oft hat man es sich verkniffen, noch ein Bikeshirt zu kaufen („du hast doch schon so viele“) oder die vierte Achterbahnfahrt sausen lassen, weil die 8,50 pro Fahrt ja ganz schön happig sind. Wieviele Porsche wurden nicht verkauft, weil der Käufer in letzter Minute vernünftig wurde (gleiches gilt für Harley & Co). Außerdem, wer von uns hat 10 Fahrräder im Stall (ihr wisst schon n+1)? Kaum einer. Eben.

naked

Drum

Drum darf man auch wenigstens EINMAL der Vernunft ein wenig abschwören, sie sozusagen hintenanstellen, wenn es um die Bewertung der Frage „braucht die Welt ein Fatbike, im besonderen: brauche ICH ein Fatbike?“. Die Antwort lautet, abzüglich des Rest-Ratios: JA, die Welt, respektive ICH brauche so was. Nicht oft, aber wenn ich es gebrauche, dann bietet es mir das Maximum an Entrückung. Was will mann mehr in diesen Tagen ? Ha? … Jetzt mal ehrlich, Leute? Aufsatteln, raus, Freiheit, offline, offroad, so fat so gut. Ich weiß wovon ich rede.

Das Rennstahl Pinion 931 in der Edelstahlversion mit Titangabel, Titan Vorbau und Titan Sattelstütze, Son Lichtanlage, Kuroshiro Rims, Tune HR Nabe und einem 18 Gang Pinion Getriebe ist jetzt kein VW Vernunft Golf im engeren Sinne, nein, dass würd ich jetzt so nicht unterschreiben. ABER, es ist ein Maximum an Engineering Kunst, die man auf zwei Räder stellen kann. Es ist – um es vorweg zu nehmen – eine reine Quell der Freude.

First touch

The first touch is the deepest, sang einst schon der gute alte Rod (der am richtigen Tag Geburtstag hat). Die erste Berührung mit dem Fatbike von Rennstahl ist tatsächlich eine besondere Begegnung. Man packt es, schiebt es, hebt es, wie auch immer und wartet auf eine Art „Schwere“. Schwer ist da nix, maximal der der hebt. Das Ding hat – sorry, ich mein das wirklich so, etwas federleichtes. Nachdem ich den schweren Brooks Sattel (mit Federn) gegen einen Brooks Cambium ausgetauscht hatte, war der Effekt sogar beim „second touch“ nochmal steigerungsfähig. Boh. Fat und leicht, paradox aber wahr. Ok, ok .. da muss der Erbauer schon was verbauen, was auch leicht baut. Ergo nahm Andreas Kirschner von Falkenjagd/Rennstahl einfach mal die japanischen Edelfelgen von Kuroshiro, wiegen nix, kosten viel, fahren sich aber geil. Der Tubus Träger am Heck ist auch kein Schwergewicht, der Rahmen aus Edelstahl steht seinen Alukollegen aus dem Mainstream nix nach, wahrscheinlich ist er sogar leichter (habs nicht gewogen und nicht recherchiert). Lenker, Vorbau und Sattelstütze aus Titan sind nicht nur edel, sondern drücken auch nochmal gegen die Waage und ja, Pinion wiegt ein paar Gramm mehr, aber der Fahrspaß und die Souveränität, die man damit auf die Straße bringt macht jede Unze dreimal wett. Außerdem spart man sich den Umwerfer, das Schaltwerk und diese ganzen Schalthebel links und rechts (ok, das war jetzt ein wenig subjektiv). Die Bremsen verzögern in bestem Preis/Leistungsverhältnis, genannt XT. Die Schwalbe Jumbo Jim, schrecken vor nix zurück und sind auf diesen Felgen bestens aufgehoben.

on Track

Leicht isses, das sagte ich schon. Wenn jetzt ein schwäbischer Ingenieur daher kommt und wissen will, was ich denn mit leicht meine, dann muss ich ihm sagen: gewogen hab nicht. Man wiegt kein Fatbike, aber dieses ist leicht. Vielleicht reicht ihm das. Es ist gar so leicht, dass ich auf der Ebene, mal vom walken der 4,8er Pneus abgesehen, subjektiv (!) kurz der Versuchung erlag, zu glauben es sei gar kein „echtes“ Fettbike. Nein, mal ganz im Ernst, es ist halbwegs agil, auch wenn die hinteren Kettenstreben ungewöhnlich lang ausfallen (lt. Andreas Kirschner 480mm anstatt der üblichen 440mm), es ist in gewisser Weise (ohne Packtaschen und Anbauten) sogar schlank (also im Sinne von Marilyn Monroe zumindest, die hatte Kleidergröße 42 und war auch schlank, oder? Meine Herren?). Und genauso fährt es sich auch, solang man sich noch auf normalem Terrain bewegt. Droht der schlamm- oder schneebewehrte Anstieg wirds, freilich, a weng mühsamer, aber mit den ersten Gängen des 18er Pinion Getriebes gibts kein Meckern mehr, höchstens konzentriertes, konsequentes Kurbeln. Ihr werdet ankommen, ich garantier es Euch. Die Traktion eines Fatbikes, und die des 931er Rennstahl hier, ist eine Wucht. Das pickt, wie der Bayer so sagt.

Aufsitzen, wohlfühlen, losfahren, nein spurten. Das Ding beschleunigt, den Umständen entsprechend, wirklich flott.

Was ich hier noch nachreichen werde, sind zwei Punkte aus der gewünschten Langzeitstudie:

a) die schnelle Hatz hinab, bei ungeeister Piste (oder ich montier doch noch die 45Nrth Spikes)

b) das Fahrverhalten mit voller Bikepacking Beladung – bisher war eine Ersatzjacke & Kamera dabei, sonst nix. Wenn es ernst wird beim nächsten Overnighter, dann kommen Sack & Pack, Zelt & Topf mit dazu, dann muss sowohl der Tubus Fat Rack zeigen, was er hält, aber auch die gesamte Geo mir beweisen, dass wir nicht auf Schunkelfahrt sind. Die Taschen dazu sind schon montiert.

(done: der erste Overnighter war ne Wucht! Voll beladen und bepackt durch den Wald pflügen. Läuft gut. Läuft souverän. Da schaukelt nix auf, da wackelt nix. Feuertaufe bestanden .. es war nicht der letzte Ritt.)

Appropos montiert. Im jungfräulichen Zustand kam das 931 mit einem gefederten (schweren!) Brooks Ledersattel, der musste weg. Erstens, weil er einfach zu schwer ist, zweitens, weil ich nun auch die Saddlebag montieren kann und somit nebst Feedbag, Framebag und Heckträger auch der Sattel sein Fett wegkriegt.

Vorab Fazit

Ein geiles Teil, das 931. Pinion is eh eine Bank, der Rahmen ist nackig mindestens so sexy wie Heidi Klum seinerzeit und die Gesamtoptik treibt einem durchaus den Sabber auf die Lippen. Haben will. Kaufreflex und so. Wie es sich, nach meinen ersten Touren nun seit 6Wo darüber hinaus bewährt wird nachzulesen sein. Ich hab schon einen Fotoshooting Termin mit meinem 931er Fatboy ;-). Mehr demnächst hier auf diesem Kanal. Dran bleiben.

artgerechte Haltung – ohne Zaun

(c) Udokah. Jan22