Tod. Scheiß Thema – und trotzdem wert und erlaubt, ein paar Gedanken darüber zu verlieren. Aus gegebenem Anlass könnte man sagen. Aus dem Schmerz heraus, aber auch, weil man drüber reden darf, nein, auch mal drüber reden muss. Es schärft den Blick, es hilft zu fokussieren, es ist ohnehin unvermeidlich
Der Tod ist weder nett noch freundlich, er kommt ungebeten, meistens ungelegen und im Grunde immer zu früh. Manchmal schleicht er, manchmal bricht er aus heiterem Himmel zur Tür herein und doch ist er eigentlich nie überraschend, weil wir ja wissen, er ist unvermeidlich. Die Antwort auf den Tod heißt Leben. Wir alle haben ja auf diesem Planeten nur einen Wimpernschlag Verweildauer – wir sind gut beraten, diesen Augenblick mit Leben zu füllen, Inhalte zu schaffen, Momente zu sammeln, Sekunden zu genießen, Gelegenheiten zu nutzen. Der Tod fragt uns nämlich nicht, ob es uns grad passt.
Ja, es kann passieren, dass eine Sekunde in der Ewigkeit endet. Ein falscher Schritt, ein unbedachter Schlenker mit dem Lenker. Ein Stein, ein Windstoß, ein Herzschlag. Dann steht alles still – der Schmerz schleicht zu all denen, die zurückbleiben, ihren Wimpernschlag noch leben. Es ist nicht fassbar, man mag es nicht begreifen und doch tröstet es zurückzublicken sich der wertvollen Momente, die man gemeinsam genießen konnte bewusst zu werden. Das macht den Schmerz nicht weg, lässt einen aber bisweilen lächeln. Es gibt keine Antwort auf die Frage nach dem Warum. Und es wird sich niemals klären lassen, ob es einen Sinn hat, einen Sinn gab.
Ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit, die ich mit meinen Freunden verbringen durfte (verbringen darf) – egal ob am Lagerfeuer, auf dem Gipfel oder die ungezählten Biere in den Kneipen dieser Welt. Wir haben eine Wegstrecke unserer Wimpernschläge gemeinsam verbracht, mit Leben und Lachen gefüllt, ja, Tomboy, Du standest in der klaren warmen Sommernacht hinten auf der Rückbank des Käfers und hast „We are the champions“ die Hände nach oben reckend in den Himmel geschmettert und den CD Player übertönt. Es war ein geiler Abend. Ja Martin, wir hatten auf unseren Alpencrossen wahrhaft eine Hammerzeit und Dein Wesen und Dein Humor bleibt unvergessen. Mensch Jonas, unser Flug mit dem Ultraleichtflieger über das Siegsdorfer Schwimmbad, mit den Flügeln winkend, macht mir auch jetzt wieder lächelnd die Augen feucht.
Was bleibt uns anders übrig als zu leben. Mit allen Sinnen, mit allen Mitteln, mit aller Kraft. Das darf jeder für sich selbst festmachen. Sammelt Briefmarken bis die blaue Mauritius hergeht, bikt Euch die Lunge aus dem Hals, segelt um die Wette, geht barfuß durchs Gras, umarmt den Baum, spielt Schach, setzt Euch einen Moment lang auf eine Bank und atmet – was auch immer. Sagt jetzt nicht: „Klugscheißer“ – ja, klingt tatsächlich so sau- und altklug, ist es aber nicht. Es ist vielleicht eben nur, einmal mehr, der Knall, den man hört, wenn etwas passiert, was weh tut. Es ist die Erinnerung an meinen ersten lauten Knall, den ich durchleben musste (durfte?) und der meine Einstellung zum Leben geprägt hat. Es ist meine Art mit Schmerz umzugehen. Es hat mir geholfen zu erkennen, dass Leben und Tod zusammengehört und bevor man geht, gelebt haben sollte. Das man sein persönliches Lebensbuch nicht ungelesen beiseitelegen sollte, sondern jedes Kapitel mit Inhalt füllen kann. Textart, Schriftgröße, Dramaturgie – dass habt ihr in der Hand.
Warum schreib ich all das? Weil ich auf diesem Weg, in diesen Tagen Abschied nehmen mag. Von Tomboy, der jahrzehntelang immer wieder mal mit mir des Weges war. Von Martin der aus heiterem Himmel zu einem Alpencross Freund wurde. Abschied und Danke für die Zeit sagen möchte und dem Tod zurufen will „Du warst wieder mal VIEL ZU FRÜH dran“. Wenn mich aber eines tröstet, dann der Umstand, dass diese zwei Freunde bis zur letzten Sekunde intensiv gelebt und genossen haben. Jungs wir sehen uns, once a day.
Tomboy – ich werde Dich vermissen.
Martin – Du fehlst.
Jonas – auf Wiedersehen in der Ewigkeit
In Memory all die anderen lieben Menschen, deren Weg ich ein Stück begleiten durfte.
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