Hinter dem Asphalt beginnt das Abenteuer
„Als Frau auf Solo-Radreise von Kanada nach Südamerika
Eine Frau, ein Fahrrad, unbegrenzte Möglichkeiten: Wenn aus einem Kanada-Besuch eine spontane Amerika-Durchquerung wird
Eigentlich möchte sie nur ihren Bruder in Kanada besuchen und dort mit ihm Weihnachten feiern, im Schnee bei bis zu -30° C. Doch dann kommt der Frühling – und mit ihm der Entschluss, von Ost nach West durch Kanada zu radeln, nicht ahnend, dass diese Reise sie weiter führen wird als sie jemals mit dem Rad gefahren ist. Fesselnd und authentisch berichtet Annika Traser von ihrem Aufbruch, der ersten Begegnung mit einem Bären, von Reifenpanne, Gegenwind und Kilometerrekorden auf ihrem Weg vom Lake Superior bis nach Vancouver. Dort angekommen beschließt sie, noch einen Abstecher nach Norden dran zu hängen: Vancouver Island, der Yukon, Alaska. Schließlich die Entscheidung weiterzumachen. Diesmal Richtung Süden: eine American-Dream-Tour bis Kalifornien, den Pazifik im Blick. Und weiter nach Zentralamerika: Belize, Guatemala, El Salvador und Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama. Ihre Route, immer auch ein wenig dem Zufall überlassen, führt sie über Kolumbien und die Trans Ecuador Mountainbike Road, von den Anden zum Amazonas und wieder zurück. Schließlich Peru, wo Gipfel und Gletscher locken, dann auf den Spuren der Inka gen Bolivien, zum Titicacasee, nach Chile und Argentinien.
Erlebnisse und Reflexionen einer Solo-Radreise durch zwei Kontinente
Alpacas, Pisco Sour, Patagonien– so wäre es vermutlich weitergegangen, doch die Corona-Pandemie hatte andere Pläne. So kräftig sie auch in die Pedale tritt, dem globalisierten Virus entkommt sie nicht. Die Grenzen und Unterkünfte werden geschlossen. Und dann steht, nach über zwei Jahren auf Reisen, auf einmal die Zeit still. Auf eine schlaflose Nacht folgt die Entscheidung, nach Deutschland zurückzukehren. Doch wirklich angekommen in der alten Heimat ist sie erst, als sie sich noch einmal auf den Sattel setzt und dreieinhalbtausend Kilometer quer durch das fremd-vertraute Deutschland fährt.“
Soweit der Klappentext.
Schmökerstoff
Bei dem Titel ist klar: die Lektüre muss her – das will ich lesen. Wie kommt eine Frau dazu, so eine Reise auf sich zu nehmen. Wie ergeht es ihr, welche Abenteuer hat sie zu bestehen. Spannend – so eine Geschichte.
Annika beginnt relativ unaufgeregt. Sie sitzt im Sattel und fährt. Wer eine gähnend lange Einleitung im Sinne warum, wieso, weshalb erwartet sieht sich getäuscht. Das Thema ist Radreise und deshalb steigt man gleich bei der Radreise ein. Locker im Text, schwungvoll und unbekümmert in der Erzählung folgt man nahezu mühelos der Story – und man spürt von Zeile zu Zeile: so wie sie schreibt, so ist sie auch gefahren. Einfach los.
Man sucht vergeblich, epische Landschaftsbeschreibungen, wird kaum mit dem Finger übern Text die Pfade nachvollziehen können, nein, man darf auch nicht erwarten, eine Packliste und/oder einen großen Serviceteil zu finden. Darum geht es Annika Traser auch nicht: sie erzählt, sehr sympathisch, ihre Geschichte. Auch wenn sie großes geleistet hat, so listet sie keine Höhen- oder Kilometerrekorde auf, verschweigt dennoch nicht die markanten und außergewöhnlichen Wegpunkte. Sie reist. Sie lebt. Sie ist frei und daran darf der Leser teilhaben.
In der ersten Hälfte fehlte mir beim Lesen ein wenig dieses „wann kommt das Highlight“ …. aber das war meine falsche Erwartungshaltung. Das Highlight ist ja der Text an sich. Es geht weniger um das Ziel (welches es auf dieser Reise im klassischen Sinne nie gab) sondern vielmehr um den Weg, sprich den Text und nicht „ein“ Highlight. Und dieser ist rund und bunt und gut, vor allem aber ist er eines: authentisch.
Die Geschichte ist also ein „ganz normale“ wie sie allen Radreisenden mehr oder minder begegnet. Man fährt, findet wunderbare Locations, trifft tolle Menschen, wird an Erfahrung reicher und lernt tagtäglich mehr dazu, aber niemals aus. Freundschaften werden geschlossen, Fahrgemeinschaften entstehen und gehen wieder auseinander.
Es ist die Geschichte vom Reisen, vom erleben vor allem aber auch von der Freiheit, der Faszination Abenteuer, Overnighten, Bikepacking, Radreise. Sich frei machen und on the road, den Plan kommen lassen. So hat es Annika Traser gemacht und so erzählt sie es auch.
In der zweiten Hälfte wird es ein wenig spannender, aber nochmal, es geht ja nicht um Spannung und den Thrill, sondern um die wunderbare Reise eines unerschrockenen Mädchens. Diese Reise mit zuerleben erlaubt diese Buch aus dem Knesebeck Verlag und, ja, es ist absolut lesenswert und noch viel besser: es macht Lust auf „selbst zu verreisen“.
Fazit: lesenswert, keine Sensations-Story, keine Buch der Rekorde aber trotzdem rekordverdächtig. Amüsant, kurzweilig und vor authentisch erzählt. Kommt in den Korb. Vier Sterne mindestens.
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