Kettenöl oder Krawattenknoten, Gates-Riemen oder Budapester-Schuhe? Beides! Ja, warum denn nicht. Ich spreche von „mit dem Rad zur Arbeit“ und will Euch motivieren zumindest einmal darüber nachzudenken. Nicht jeder wohnt in Freilassing und muss nach München zum Job (für den dürfte das Thema nicht vakant sein) – sehr viele aber werden zwischen Heimathafen und Arbeitsstätte im besten Falle Distanzen zwischen wenigen Kilometern und maximal 25/30km zu überbrücken haben. Was hält Euch ab, diese Wegstrecke mit dem Bike zu machen? Eben. Nix.
MdRzA, wie es auf dem Jobrad Portal so schön heißt ist cool. Aktuell sind allein auf dieser Plattform deutschlandweit rund 240.000 (!) Teilnehmer gemeldet, die – Stand heute 21.5. – bereits 3,3Mio Kilometer seit dem 01.05. zur Arbeit gefahren sind. Wow. Das entspricht mathematiscch einer CO2 Einsparung von rund 651Tonnen. Wenn das nichts ist. Und das ist jetzt nur die Jobrad Plattform (https://www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de/bundesweit/index.php?mc_cid=8108510e7c&mc_eid=19cbb68638)
Auch Andrea E. fährt regelmäßig mit ihrem Pinion Bike zur Arbeit und hat Ihre Erfahrungen in Ihrem Blog dazu niedergeschrieben. Sie leitet das wunderbar ein: „Mit dem Rad zur Arbeit” hört sich ja generell ganz toll an. Kann man machen. Von Frühjahr bis Herbst, und wenn es trocken ist! Inzwischen ist für mich Regen tatsächlich kein Kriterium mehr, nicht mit dem Rad ins Büro zu fahren. Das Wetter ist mir inzwischen egal, bzw. fahre ich wirklich auch sehr gerne Rad, wenn es regnet. Denn dass ich mich auf meine Outdoor-Bekleidung voll und ganz verlassen kann, weiß ich inzwischen. Und außerdem: Was nass ist, wird auch wieder trocken! Also, ab aufs Rad!“
Mal echt jetzt – wenns regnet auch?
Jetzt ist es ja nicht so, dass jedermann/jedefrau tagtäglich, womöglich auch noch zu nachtschlafender Zeit ständig und extrem gerne in die Arbeit fährt. Und dann auch noch mit dem Rad? Wieso macht man das (also nicht „in die Arbeit gehen“ sondern sogar in die Arbeit „radfahren“)? Ich erklärs Euch. Pluspunkt Nummer eins: Du kommst mit „rote Backerl“ ins Büro – und, glaubt mir, ihr seid wach, wenn ihr den Schreibtisch ansteuert. Punkt Nummer zwei: frische Luft und Bewegung ist seit jeher gut für den Kreislauf – schädlicher ist da die muffige Untergrundbahn. Point drei: auf dem Radweg dürfen die Gedanken locker kreiseln, sei es zu Beginn, „was der Tag wohl bringen wird“, sei es am Abend, wenn man erst mal „runterkommen“ muss. Das entspannt. Glaubt mir. Last but not least, selbstredend und eigentlich logisch: Biker verbrennen kein Benzin, sie verbrennen Fett. Das ist gut so. Die CO2 Bilanz freut sich über jeden Bike Kilometer.
Und schlechtes Wetter? Was jetzt kommt, schreibt ein 95% in die Arbeit Biker: es ist nur ganz selten schlecht und wenn, dann möchte ich gerne nochmal Andrea zitieren:
Ich stellte nämlich fest, dass es tatsächlich sehr selten sehr stark regnet. Also so stark, dass man überhaupt nicht Rad fahren kann. Gibt es das überhaupt (außer bei Gewitter)? Ganz anders ist es, wenn man auf dem Arbeitsweg von einem Schauer überrascht wird und keine Regenausrüstung dabei hat. Das löst kurzfristig Unbehagen aus und lässt Gedanken aufblitzen wie: “Mist, hätte ich das gewusst, dann wäre ich mit dem Auto gefahren!” oder “Auch das noch, das hat mir gerade noch gefehlt!” – aber ganz ehrlich: So schlimm ist es nicht! Sich ohne Regenbekleidung dem Regen auszusetzen, ist zwar im ersten Moment unkomfortabel, aber so richtig viel passiert in der Regel nicht. Außer, dass man nass wird! Hier meldet sich einfach unsere eigene Komfortzone und die gilt es dann zu verlassen. Das soll man ja sowieso hin und wieder tun… Und wir haben bemerkt: Selbst wenn man von einem Regenschauer überrascht wird und keine Regenbekleidung dabei hat, kann man fahren, denn das kommt a) selten vor und b) kann man dann noch immer: Denn wie gesagt: Was nass ist, wird auch wieder trocken!
Andrea in weltweit-draussen.de
How to
Es gilt mein beliebtes, leicht zu buchstabierendes Motto: „tun“. Der Herr Nike sagt ja auch immer „just do it“. Um nix anderes gehts. Ein Rad hat jeder, ein warme Jacke und ein Regencape doch wohl auch. Also das sind die Basics. Klar – wir Alpencrosser – sind im Wortsinn mit allen Wassern gewaschen und durch jede Temperatur gegangen – das schärft den Sinn für die richtige Kleidung every day für die Fahrt ins Büro. Das Bekleidungsprinzip ist insofern simple als das gilt: zieh dich so an, dass nicht zu sehr auskühlst, dass du halbwegs trocken bleibst, dass Du nicht zu sehr schwitzt. Wer eine Packtasche oder einen Korb am Bike hat (ein kleiner Rucksack tuts auch), der kann eine Not-Regenjacke immer mit sich führen, bewährt hat sich auch eine Regenhose und perfekt wird es, wenn man Überschuhe dabei hat (die Budpester freuen sich). Wobei, ich verrat´s Euch, das Zeug verhungert übers Jahr in der Tasche und wird eigentlich nur selten gebraucht.
Und da greifen wir mal auf den Erfahrungsschatz von Andrea zurück, die hat aus Billigkäufen gelernt:
Diese Erfahrung hat mich geprägt, und seither gehe ich eher den Weg, dass ich Kosten und Nutzen im Vorfeld abwäge und mir dann im Fachgeschäft etwas Vernünftiges kaufe und mich – wenn ich mich selbst zu wenig auskenne – auch sehr gerne beraten lasse. Mit dieser Strategie fahre ich an sich sehr gut, auch durch den Regen! Das soll jetzt keinesfalls eine Lobeshymne auf die Outdoor-Industrie sein. Schlussendlich kann ja jeder selbst entscheiden, was ihm wichtig ist und ob er sich Funktionsbekleidung fürs Radfahren anschafft oder nicht. Ich habe beim täglichen Commuten die Erfahrung gemacht, dass es einen großen Unterschied macht, ob ich beispielsweise im Baumwoll-T-Shirt oder im Merino-Shirt fahre, ob der Windstopper wirklich hält, was er verspricht und ob der wasserdichte Rucksack nicht doch etwas durchlässig ist und am Ende das Firmen-Notebook das Zeitliche segnet…
Andrea, Bloggerin
Die Moral von der Geschicht
„Mit dem Rad zur Arbeit“ wird nicht umsonst von Krankenkassen und sonstigen Institutionen propagiert und gefördert. Es ist gesund, es macht – hat man das einmal in seinem Arbeitsalltag integriert – Spaß, es wird zur Gewohnheit (wie Rauchen, nur gesünder), nein es macht sogar süchtig. Kein Witz. Es gibt Tage, da sollte ich eigentlich mit dem Auto in die Arbeit, weil der abendliche Anschlusstermin es erfordert – was macht der Udo? Er fährt trotzdem mit dem Bike in die Arbeit und wieder heim, steigt ins Auto und fährt an der Arbeit vorbei zu seinem Termin sonst wohin. Soviel Zeit muss sein.
Mittlerweile ist mir der Weg in Fleisch und Blut übergegangen, an gut über 200 Tagen reine Routine, immerhin kommen schlappe 2200 gesparte Autokilometer zusammen, die Krankentage-Statistik pendelt seit Jahren auf der Nulllinie und die Kollegen glauben es nicht, wenn einmal im Jahr der Autoschlüssel auf dem Schreibtisch klappert, dann heißt es gleich „bist Du etwa krank“ ? Nein bin ich nicht.
Meine Basicausstattung an meinem Rennstahl: die Ortlieb Barista, eine Brooks Packtasche, ein Met Helm Chiba Handschuhe, VauDe Helm Regencover, Ortovox Piz Boe (Jacke oder Weste), VauDe Regenjacke, Arcteryx Regenhose, (und mittlerweile ganz extrem selten: Budapester und Krawattenknoten). Die Kilometer zählt mein 1030er Garmin – in der Kategorie Pendeln. Fertig.
Also, Leute, rauf aufs Rad ! / (c) Udokah, Mai2021
Hallo Udo,
auch ich fahre eigentlich das ganze Jahr mit dem Fahrrad zur Arbeit und ich möchte das auch nicht mehr anders machen. Ich habe nicht nur ein gutes Gefühl dabei, sondern ich rechne fleißig das gesparte Benzin und bin auch um Einiges fitter geworden. Deine Einleitung „Krawattenknoten oder Kettenöl“ finde ich super, auch wenn es eigentlich „Krawattenknotten und Kettenöl“ heißen müsste 😉
Viele Grüße und mach weiter so!
Uwe