Next Generation
Erinnert ihr Euch noch, als Tante Erna oder der latent unsportliche eigene Vater Eure ersten Fahrversuche wackelig wankend, hinterher hechelnd, hastend, die eine Hand am Sattel (oder fest im Nacken), die andere rudernd … nahezu hilflos, aber ganz im Geiste von Turnvater Jahn, begleitet hat. Die lauten Rufe „treten, treten“ … gefolgt von diesem erschrockenen „nich soooo schnell“ … wenn der Abstand dann doch mal größer wurde und man selbst schlingernd auf der Seitenstraße versuchte den Teer einmal weniger zu touchieren, wie tags zuvor. Die Knie wund, die Handballen abgeschürft übten wir, tagaus, tagein, mehr oder minder motiviert – wussten wir doch damals nicht, was uns da für ein wunderbares Gerät zu Verfügung gestellt wird. Handschuhe waren damals etwas für kalte Wintertage, einen Helm hatte bestenfalls Hans Joachim Stuck im Auto auf, aber doch nicht wir auf dem Fahrrad. Die pädagogische Luxusversion (?) war seinerzeit noch das Model mit den Stützrädern. Extrem uncool und hinsichtlich Lernerfolg wissenschaftlich keineswegs untermauert, waren diese wackeligen Dinger am beliebtesten, wenn sie demontiert werden konnten.
Und heute?
Die Stützen sind out (waren niemals wirklich in) – das neue Wunderteil heißt Laufrad. Da hat sich der Freiherr von Drais mit seiner Draisine was feines ausgedacht, seinerzeit 1817. Was wir damals von 0 auf gleich lernen wollten, macht das Kleinkind heutzutage mehr oder minder nahtlos vom Buggy weg aufs Laufrad, aufs 16 Zöller (Fat) Bike … Einlernzeit? Nahezu null.
Das hier vorgestellte Modell war ein Spontankauf in unserem Traunsteiner Einzelhandel (das Geschäft hat mittlerweile aus Altersgründen den Betrieb leider eingestellt). Gesehen, verliebt, gekauft. Paula (damals knapp 2) ahnte nichts von ihrem Glück und sollte fortan, ihre kleine Wege mit diesem Modell absolvieren. Der Umstieg auf ein „richtiges“ Rad, gut ein (!) Jahr später gab es dann ein BMW Kinderbike, gelang faktisch von jetzt auf gleich. Laufrad zur Seite legen, das kleine 14 Zöller schnappen und los ging die erste Tour zur Eisdiele. So geht Autodidakt. Cool. Extrem cool und der erste Schritt in Richtung Freiheit.
Das Kokua ist eine Wucht. Optisch Sahne, und sogar mit eingebauter Federung (Elastomer) und einem „Lenkerdämpfer“, der dafür sorgt, dass es mit dem Geradeauslauf etwas besser klappt.
Der eingebaute „Airbag“ ist eine Schutzhülle über dem Vorbau und die Schweißnähte sind ein Traum – so fängt man die Kundschaft von morgen.
Die kleinen aber wuchtigen Big Apple Schwalbe Pneus dämpfen noch halbwegs komfortabel, so dass es auch über Stock und Stein ganz flott dahin geht.
Kurzum, wenn wundert es, wenn Madame und mittlerweile auch schon der Bruder Theo mit dem Teil bestens klar kam / klar kommt und der Bike Stachel halbwegs treffsicher sitzt (ok, ok, grad im Moment höre ich zugegebenermaßen öfter die Worte „Pferd“ und „Hund“ .. .aber das legt sich).
Und wenn die 20 Zoll Variante abgearbeitet ist und es für 27.5 oder gar 29Zoll noch nicht reicht, dann steht das Rad der Mama aus den frühen Neunzigern mit freudig scharrenden Pedalen parat. Seht selbst, ist das nicht ein Retro Traum? Mit Shimano SLX RC (kennt heut keiner mehr – das war die XTR in klein ;-)). Der Testbericht hierzu ist in der damaligen Bike Sport News nachzulesen (Ausgaben Nr folgt).
In diesem Sinne, packt Eure Kids, motiviert Eure Enkel, biken is geil und macht nicht nur Freude, sondern ist schon fast ein sprichwörtlicher Selbstläufer. Isn´t it?
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