Neulich hatten wir schlechtes Wetter. Was macht der ambitionierte Biker? Er liest – gerne auch mal auf der wunderbaren Plattform www.bikepacking.com, die nahezu täglich neue Anekdoten, Geschichten, Tipps und Tricks zum Besten gibt. Hier kann man schwelgen und sich informieren, man kann sich dort inspirieren aber auch mitreißen lassen, von Geschichten, die das Leben schreibt.
Eine hat es mir besonders angetan. Die Rede ist von Lylas (9 Jh.) erstem Overnighter im Utah Country. Trifft doch diese schöne Story genau auf das Wort, das ich erst jüngst mit meiner mir herzallerliebsten Enkelin Luna (Lyla – Luna … sounds similar) gemeinsam besprechen und erleben durfte:
„Abenteuer“
Ich zitiere aus dem wunderbaren Text:
“Lyla, there are two things you need for a good adventure. First you need a good companion. Which is good, because I have you and you have me. Second, you need something to go wrong for it to be an adventure. I don’t know what will go wrong, but when it does, together, we get to overcome it. Ready Lyla?”
Logan Phipps
Ist das nicht herrlich? Ist das nicht exakt auf den Punkt gebracht, um was es geht? Was brauchen wir für ein Abenteuer? Nix, außer einem tollen Begleiter und vielleicht auch ein Problem, welches wir aber sicherlich irgendwie meistern werden. Irgendwas is ja immer. Das ist die Formel, besonders wenn es darum geht, dem Nachwuchs zu vermitteln, worauf es ankommt und was das besondere daran ist. Es muss nicht die in 3 Minuten schnell vergehende Achterbahnfahrt im Freizeitpark Ostwestbüttel sein, die zu bezahlen, einen Kreditantrag erfordert. Es geht auch nicht darum übergroße Stofftiere zu verschenken, oder Kistenweise Playmobil zu horten. Schon gar nicht ist es der uneingeschränkte Zugriff auf Netflix oder die „all you can chat flatrate“ auf dem Smartphone. Nein.
Zeit
Nein – das eigentliche Geschenk ist Zeit. Wertvolle. Unbezahlbare. Zeit. Raus in den Dreck, rein ins Abenteuer. Und auch hier gilt: es geht weder um eine Rekordmarke, geschweige denn um die Summe an Kilometern, geschweige denn Höhenmetern. Um die Ecke im Wald gibt es genauso spannende Ecken, wie ein paar Kilometer außerhalb des Wohnortes. A bisserl Natur ist überall – und da kommen wir irgendwie schon hin. Der limitierende Faktor ist einzig und allein „was können wir mitnehmen“. Und da lernt man sehr, sehr schnell: es braucht nicht viel um die Grundbedürfnisse des Menschen nach der Maslowschen Pyramide zu befrieden. Ein paar Snacks sind schnell verpackt, eine leichte Matte, ein Schlafsack und gemütliche Klamotten – fertig ist das Basis Menü. Wer mag, packt den Gaskocher ein und man wird sich wundern, wie gut eine Nudelsuppe, die „wild gekocht“ wurde, schmecken kann. Zahnputzwasser kommt aus der Quelle oder der Kanteen.
Glück & Angst
Wir sind ca. 11 Kilometer von unserem gemütlichen Zuhause entfernt, ganz entspannt mit dem Bike über Stock und Stein und haben uns den Luxus gegönnt auch einmal zu schieben. Luna (6 Jahre !) hält sich tapfer, wenngleich ein gelegentliches „wie weit ist es noch?“ zu hören ist. Diese Fragestellung ist schnell vergessen, als wir an dem einsamen Flussbett landen um das Gelände erkunden“. Auch die Aufgaben sind schnell verteilt. Opa kümmert sich um die Luft in der Matte, Luna sucht schon mal Holz für das spätere Lagerfeuer. Als zunehmend die Dunkelheit einbricht muss ich Luna fragen
„Hast Du Angst?“
„Nein, Du?“ kommt es wie aus der Pistole geschossen und so selbstverständlich, dass ich mich fast schäme gefragt zu haben.
„Nein, ich auch nicht, ich habe ja Dich“, antworte ich mindestens ebenso schnell und schenke ihr mein glücklichstes Opalächeln.
Die Zeit vergeht im Flug. Wir sammeln Holz, erkunden eine „geheime Raststelle“ im Unterholz, suchen Steine, schnitzen einen Stock für die Grillwürstchen, lüften den Schlafsack, halten rund um unser Lager gute Ordnung. Luna blättert im Pixibuch, Opa wirft den Kocher an – es gibt Pasta Pesto. Der Abendhimmel verdunkelt sich zunehmend, die Mondsichel wirft kaum Licht ab und schafft doch so eine wunderschöne „tausendundeineNacht“ Stimmung. Mit jedem Lux weniger kommen hundert neue Sterne am Himmel hinzu und so darf ich dann auch meine astronomischen Kenntnisse vom „Großen Wagen“ verraten (der Klassiker). Herz was willst Du mehr?
Irgendwann gegen 22.30h wird selbst der übermütigste Enkel auch mal müde und Luna krabbelt in den wilden „Schwemmholz-Tippi“, der löchrig wie er ist, immer noch herrliche Blicke auf die Sterne erlaubt, aber die Luftfeuchte draußen hält. „Gute Nacht, liebe Luna – ich liebe Dich“ – „Gute Nacht Opa, ich dich auch“. Glück – rein und pur – unbezahlbar – kein Geld und Gold dieser Welt, kann Dir solche Momente bieten.
Mein Blick ins lodernde Feuer und die Stimmung lassen mich zufrieden schmunzeln. Das Bier schmeckt gut.
Die Sonne küsst uns wach. Mich zumindest. Luna schläft tief und fest, der Schlafsack bis zum Kinn. Es dauert eine ganze Weile, bis wir uns beide langsam aus der Schlafstatt schälen – zu gemütlich all das. Auch in den Morgenstunden gibt es Dinge zu tun. Zähneputzen, zusammenpacken, Müll einsammeln, all das.
Und wo ist dieses „something to go wrong“? Hm, wenn wir an diesem Morgen ein Haar in der Nudelsuppen finden wollten, wären es vielleicht die langsam aufziehenden Wolken und der etwas bedrohlich stärker werdende Wind – dieses „Hindernis“ umgehen wir geschickt, in dem wir etwas schneller als geplant unsere Pferde satteln und unseren Heimweg antreten – natürlich nicht ohne noch einmal in ein gemütliches Café einzukehren, wo es nicht nur lecker Holunderschorle und eine feine Butterbreze gibt, sondern auch die nächste Tour besprochen wird.
Das ist der Stoff, aus dem Abenteuer sind. Es war nicht unser letztes.
*** Opa Udo, happy *** Aug/Sept 2020
Hallo Herr Kewitsch,
seit einigen Wochen verfolge ich gespannt ihre Beiträge in ihrem Blog.
Auf den Beitrag mit dem Ausflug mit ihrer Enkelin , hatte ich das Bedürfniss einen kleinen Kommentar zu schreiben.
Ich bin auch begeisterter Fahrradfahrer.
Das habe ich wohl meinem Vater zu verdanken.
Mit meinem Vater habe ich schon als Kleinkind ein paar tolle Fahrradtouren gemacht.
Nun bin ich vor ein paar Tagen selbst Vater einer kleiner Tochter geworden.
Sie ist zwar noch sehr klein, dennoch hoffe ich sehr auch mit ihr in Zukunft ein paar schöne Fahrradtouren zu unternehmen.
Rund um unseren Ort gibt es so viel zu entdecken…….. schöne Natur und kleine Abenteuer……….
Vielleicht und hoffentlich, wird sie ja auch in Zukunft die tolle Erfindung „Fahrrad“ zu nutzen und schätzen wissen.
Es braucht wirklich nicht sehr viel, um Glück zu erfahren!
Etwas Zeit mit ein paar netten Leuten in der Natur ……..
Auf ihre nächsten Beiträge freue ich mich schon sehr.
Gruß aus dem Norden………
Jörg
Hallo Jörg (ich nehme dreisterweise das Biker-Du), dankeschön !! freut mich sehr und spornt mich an … wir ernten was wir säen .. .genau … Mein Tipp … die schönen kleinen Laufräder ab 1,5/2Jh … und schwupp klappt das Radfahren 1-2Jahre später wie im Schlaf. habt Spaß da draußen, Lg Udo, love the ride…