Rückblick auf eine wunderbare (Bike)Reise.
Ein Monat Mongolei. Dann ein paar Wochen Fotos sortieren, Eindrücke „einsammeln“, die Dinge und zahlreichen Erlebnisse im Kopf zu ordnen. Ergebnis? Umwerfend. Ein scheinbar endloses Land mit endlosen Impressionen – ein Reise, die im Kopf bleibt, auch im Herzen. Nochmal will !
Mein „on the Go Blog“ war da zu wenig – er war lediglich ein gelegentlicher Sammler für ein paar Handybilder und fungierte als kleiner Notizzettel während der Tour. Die Reise selbst wirkt viel, viel tiefer nach und allein der Fotospeicher bietet eine Wucht an farbenprächtigen und faszinierenden Pixeln.
Grund genug für ein kleines (erstes) Bilderbuch und ein kleines Summery, Grund genug, noch einmal etwas tiefer einzutauchen in Land und Leute, Euch teilhaben zu lassen an „unserer“ Mongolei. Denn, eines ist klar, egal ob bei Bike oder bei Jeep – das Land ist eine Reise wert, auch zwei oder drei Reisen. Das Abenteuer Mongolei hinterlässt positive Spuren. Kommt ihr mit?
Das Land
Das Land ist groß. Sehr groß. 4x so groß wie Deutschland, aber nur 3 Millionen Menschen (davon leben aber schon 1,5 in Ulanbator (UB) und nochmal 0,5 in zwei weiteren „Groß“Städten. Das wars dann mit Menschenmenge. Das Land ist episch und toll. Es bietet Steppe, es bietet Berge (hohe, 2-, 3-, 4tausend Meter hoch), ewiges Eis und Wüsten. Beeindruckend war die Stille. Wenn das Zirpen der Grille, der einzige Lärm in der Nähe Deiner Schlafstatt ist, dann gibt es solche Probleme wie „Ruhestörung“ nicht. Ruhe und Unendlichkeit. Was für eine Kombination. Was für ein Geschenk, wenn man früh morgens den Reisverschluss seines Zeltes aufreißt und die Glieder reckt. Mega.
Zeltreisende sind gut beraten, stabile Heringe (oder eine freitragende Konstruktion) mitzunehmen. Auch ein guter Zeltboden ist nicht unwichtig, weil Dornenspitzen sind überall präsent. Die Verkehrsadern sind überschaubar, Straßenschilder im Grunde nicht existent (und die paar wenigen die es gab, konnten wir mangels kyrillischer Schriftkenntnisse nicht entziffern). Zu unserem Glück trug bei, dass wir so gut wie keinen Niederschlag erleben durften. Wie sich die Pfade und Lehmpisten dann wandeln und den Reisenden am Fortkommen zu hindern versuchen, vermag ich mir nicht vorzustellen. Bei Trockenheit ist es bestenfalls staubig. Der Sand wird mir in mancher Ritze für immer erhalten bleiben.
Auch wenn wir oftmals zwischen zwei kleinen Ortschaften mindestens 40-50Kilometer überbrücken mussten, so war die Reise niemals eintönig. Die Landschaft verändert sich natürlich nicht an jedem Abzweig – aber dennoch ertappt man sich dabei, wie man fortwährend in die Weite blickt und tief beeindruckt die Szenerie in sich aufnimmt. Kilometer für Kilometer.
Infrastruktur ist kein gutes Wort in Zusammenhang mit der Mongolei. Tankstellen sind halbwegs regelmäßig, eben so alle 40-50-60 Kilometer, anzutreffen. Meist dann auch ein kleiner Laden, der zumindest eine Basis-Versorgung sicherstellt. Einen Brunnen oder ähnliches, wie es hier im Alpenraum alle Naselang gibt, sucht man jedoch vergeblich. Immer wieder sieht man (in weiter Ferne) Jurten und somit auch Menschen. Immer wieder kommt tatsächlich ein Fahrzeug des Weges, aber Grundversorgung, im Sinne von Reparatur, Ersatzteile, Lebensmittel oder gar ärztlicher Bereitschaftsdienst oder sanitäre Anlagen, Duschen, Unterkünfte etc. sind rar bzw. gar nicht vorhanden. Man sollte Dinge, die man braucht, mit sich führen – macht Sinn.
Die Menschen
Gibt es „den Mongolen“? Gibt es den „Deutschen“, den „Österreicher“, den „Ami“ (lieber Gott, mach, dass nicht alle so sind wie POTUS Trump, jenes verkannte Genie) ? Nein, natürlich nicht. Aber es gibt die „Mongolen“, die wir getroffen haben. Freundlich, warmherzig, hilfsbereit, gastfreundschaftlich, bescheiden, robust, unverdrossen, aufrecht und gut.
Die meisten zumindest. Gott sei Dank können wir die Erfahrung von Anna nicht teilen, die in ihrem Blogbeitrag „The Dark Side of Mongolia“ drei markante Probleme beschreibt, die ihr auf ihrer Reise begegnet sind: Alkoholismus, Sexismus und fehlende Privatsphäre. Nein, zum Glück können wir darüber nicht berichten. Ich kann nicht einordnen, ob Anna Pech oder wir „nur“ Glück gehabt haben. Ich kann aber über Menschen berichten, denen wir begegnet sind. Reisende, Biker, Abenteurer, die im Gespräch mit uns auch ihrerseits von durchweg positiven Erlebnissen berichten.
Weder die bikende Alleinreisende aus England auf Ihrem Weg nach Peking, noch das liebe Pärchen aus Frankreich, die seit einem Dreiviertel Jahr auf ihrem Hase Tandem on Tour sind, lediglich Fabi aus Italien, seit 3 Jahren (!) auf dem Motorrad unterwegs, wusste zu berichten, dass ihm so mancher Mongole durchaus mürrisch im Wege stand.
Wie auch immer. Wir erlebten die Menschen offen, einladend und aufgeschlossen. Keine Minute hatten wir auch nur ansatzweise das Gefühl, in einer unguten Situation zu sein. Freilich, die zwei Gesellen, die halbtrunken auf der Passhöhe Staub aufwirbelnd bremsen, aussteigen uns zahnlos entgegen grinsen, die Wodka Flasche einladend entgegenstrecken um uns dann mit finsterem Blick zu fixieren, waren nicht die angenehmsten Zeitgenossen, denen wir gegenüberstanden. Aber ein klares „No“ und eine ebenso klare ablehnende Körpersprache machten diesen Moment im Nu zu einem „ok, ihr trinkt, wir nicht – Moment“ und damit war die Einladung (zu was auch immer) erledigt, abgehakt. Die Jungs stiegen wieder ein und staubten sich des Weges.
Klar, Wodka ist in der Mongolei ein Thema. Abertausend Scherben sind stumme Zeugen. Auf dem Oktoberfest sind diejenigen, die die Kontrolle verloren haben m.E. viel unangenehmer.
„Unsere“ Mongolen waren allesamt liebenswert und hilfsbereit. Die Gastfreundschaft in so mancher Jurte gar beschämend, wenn man sich überlegt, in welchem Überfluss wir leben und dem Nachbarn nicht mal einen Apfel schenken, während die Nomaden mit uns Bett und Tisch teilten, ohne auch nur ansatzweise eine Gegenleistung zu erwarten. An dieser Stelle seien stellvertretend genannt: Balt, Batkush, Turdoch, Tulgaa, Tuja oder auch Otga von Tourmongolia und natürlich allen voran unser mongolischer Österreicher oder österreichischer Mongole „René“. Danke Euch für die Zeit und die Unterstützung.
Die Natur
Wir haben nur einen Bruchteil der wunderbaren Mongolei erlebt. Unsere knapp 700 Kilometer von Ulanbator in Richtung Westen und unser Aufenthalt am Nordrand ist ein kleiner Blick in ein großes Land. Und dennoch: mächtig, prächtig. Faszinierend und schön. Manchmal auch karg und trist, aber immer episch und weit. Auf unserem Weg war die Landschaft geprägt von hartem Boden, steinig, sandig, spärlicher Bewuchs. Je weiter westlich, desto gebirgiger und abwechslungsreicher die Landschaft.
Wäre nicht die unglaubliche (menschenleere) Weitläufigkeit, würde man sich stellenweise an die liebliche Toskana erinnert fühlen, wenngleich dort der Baumbestand um ein vielfaches höher ist. Apropos Baum: einen Baum um mein Bike anzulehnen, hab ich nicht gefunden. Ergo gibt es auch keine zwei Bäume, die einer Hängematte Unterschlupf gewähren würden, soweit ich das überblicken kann. Das gilt zumindest als grobe Faustformel für den Verlauf unserer Route. Die herrlichen Lärchenwälder (härrliche Lerchenwälder. Kleiner Scherz) vor den Toren Tariats boten da eine wunderbare Abwechslung.
Und dennoch: die Natur nimmt jene gefangen, die Stille und Ruhe zu schätzen wissen. Die ihren Blick gerne schweifen lassen und inhalieren. All jene, die sich wohlfühlen, wenn „unberührt“ und „naturbelassen“ die wichtigen Worte sind. Natürlich bedeutet dies auch: Wanderwege, Wegweiser, Hinweisschilder und Informationstafeln sind Mangelware bzw. nicht vorhanden. Vergiss es.
Dornen und Disteln sind ebenso allgegenwärtig wie Scherben und – so ehrlich muss man sein – Plastikflaschen. Auch Tierkadaver liegen am Straßenrand und verwesen unbeachtet. Mancheiner entsorgt den Sack mit Gedärmen oder den Kopf des Ziegenbocks im Graben. Die Flüsse waren zu unserer Zeit und auf unserer Route alles andere als überlaufend und nur spärlich vorhanden. Auch führt so mancher (unbestimmte) Weg direkt durch einen Bachlauf hindurch …. Wie tief und unwegsam das Flussbett auch immer sein mag.
Unsere Reisezeit war – streng genommen und an statistischen Maßstäben gemessen – eigentlich zu spät. Die (erwarteten) Temperaturen wäre bei niedrigen zweistelligen Werten (10°C – 12°C) tagsüber gewesen und deutlich niedrigen Celsiuswerten nachts angesiedelt (-5°C – +5°C). Wenngleich die Regenzeit im September / Oktober vorüber ist, waren wir mit fast vier regenfreien Wochen im Wortsinn auf der glücklichen Sonnenseite – die Temperaturen um die 18-20°C tagsüber (Nachts niedrig einstellig) eine Wucht und sorgten für stete kurz/kurz Kleidung. Ein Traum. Problematisch war für uns der stete in Richtung Ost blasende Wind. Biker brauchen hier wahrlich Durchhaltevermögen. Wer zu dieser Zeit reist, sollte auch darüber nachdenken Winterkleidung einzupacken. Anfang Oktober sind Schneefall und Minusgrade nicht auzuschließen geschweige denn ungewöhnlich. Ein guter Ratgeber ist sicherlich die Website mit Klimadaten weltweit.
Die Vorbereitung
Klar, vor der Reise kommt die Planung. Hierüber habe ich bereits in meinem Beitrag informiert. Man ist gut beraten, etwas Zeit in die Planung zu stecken. Sehr hilfreich sind auch Kontakte vor Ort – wer unbedarft am Flughafen in Ulanbator landet, steht im Wortsinn zunächst einmal ziemlich alleingelassen da. Da warten keine Taxis, da gibt es kein „HelpDesk“ oder einen „Information Counter“ der einem die nächstbeste Jugendherberge oder Autoverleihstation vermittelt. Nein, nein. Neben den einschlägigen – in den Reiseführern zu findenden – Adressen bietet es sich an zum Beispiel auf Messen (free München, ITB Berlin, o.ä.) nach Organisationen zu suchen, die das Thema Mongolei bewerben. In unserem Fall war der (zufällige) direkte Kontakt zu René (Ger Camp außerhalb von Ulanbator) ein wichtiger Fixpunkt und Dreh- und Angelpunkt unserer Reise. So etwas ist Gold wert.
Wer mit dem Flieger einreist, aber sein Bike mitnehmen will, beachte die Bestimmungen der jeweiligen Airline. Die Aeroflot beispielsweise hat klar abgelehnt, ein Bike mitzunehmen, welches nur mit Folie umwickelt ist. Die Air Mongolia hat bei einem guten Freund von mir 2017 dies zugelassen – es gilt also, im Vorfeld zu klären, am besten schriftlich bestätigen zu lassen, will man unliebsame Überraschungen am Schalter vermeiden. Wir waren mit dem Evoc Bikekoffer unterwegs – toll aber – in unserem Fall – teuer. Der Koffer wiegt (sehr leichte) 9kg, ist robust und bietet alle Vorteile – wenn aber Bike & Pack mit mehr als 14kg zu Buche schlagen, macht die Airline eine Rechnung auf. Drum prüfe jeder, was er in sein „Bulky Luggage“ packt – 23kg ist max.
Wer die Idee entwickelt (es gibt genug Menschen, die das tun bzw. getan haben) mit dem Bike in die Mongolei zu strampeln: alle Ehre, ein tolles Projekt. Nehmt Euch Zeit. Die rund 8500km (+/-) Wegstrecke erfordern General-stabsmäßige, akribische Detailarbeit, dann aber wird es sicherlich ein geiles Ding.
Auch über die Variante Zug kann man nachdenken. Die TransSib geht über Moskau auf Ihrem Weg bis nach Peking in einer Variante auch via UB. Siehe auch Link. Auch hier ist das Abenteuer inklusive.
Aber auch mit dem Auto und Motorrad reisen viele ins Endlos Land. Der Toyota Landcruiser scheint hier ein beliebtes Transportmittel zu sein, die Reise Enduros dieser Welt machen den wohl Weg frei. Muss toll sein.
Die Reise
All das beschriebene ist uns begegnet, haben wir erlebt, nehmen wir mit. Es gibt/gab zahlreiche Erlebnisse, während unserer vierwöchigen Reise, die niederzuschreiben den Raum sprengen würde. Auch kann das hier beschriebene nur ein Schlaglicht sein, ein kleiner Auszug aus den Dingen, die mitzuteilen mir jetzt wichtig waren. Daher wird es einen Vortrag mit Dia Show geben – inklusive einiger Videosequenzen. Termine folgen über die üblichen Kanäle -> Facebook, Insta, Whatsapp und natürlich die gute alte Lokalpresse. Ich sag Bescheid.
Das Eagles Festival
… ist einen extra Blog Eintrag wert … Da kommt nochmal was Dickes. Lasst Euch überraschen.
Buchtipps
Zu unserer Vorbereitung habe ich folgende Reiseführer gesucht und gefunden. Das Angebot ist klein, aber alle Ratgeber waren mir eine gute Hilfe:
- Mongolei – DuMont Verlag – ISBN 978-3-7701-8141-4 – 24,90 €
- Mongolei – ReiseKnowHow – ISBN 978-3-8317-2544-1 – 22,50 €
- Mongolei – Trescher Verlag – ISBN 978-3-89794-426-8 – 19,95 €
Alle drei Reiseführer überzeugen durch gut strukturierten Aufbau. Dumont bekommt noch einen Extra Punkt, weil eine gute (faltbare) Karte anbei liegt. Die aktuellste und jüngste Ausgabe ist das Dumont Exemplar (Jul19)
Der Reise Know How Verlag hat des Weiteren noch einen Sprachführer im Angebot. Unter dem Titel „Mongolisch Kauderwelsch“ unternimmt er den Versuch, Reisende rudimentär an die Sprache heranzuführen, was im Falle des mongolischen aber immer noch eine Challenge der besonderen Art bleibt. Ich lern´s nimmer.
- Mongolei – Stürtz Panorama – ISBN 978-3-8003-4858-9 – 29,95 €
ist ein schöner Bildband über eine organisierte Radreise, den man sicher nicht ins Handgepäck packt, der einem aber einen guten Überblick im Vorfeld der Planung verschafft und dazu beiträgt, Lust auf dieses Land zu bekommen. Darüber hinaus gibt es einen prächtigen Bildband von Olaf Schubert, erschienen im Kahl Verlag.
- Mongolei – Kahl Verlag – ISBN 978-3-938916-00-1 – 24,90 €
Bilderbuch
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Es fällt nicht schwer die ersten „doppelten“ und unscharfen Pics von rund 3000 Bildern auszudünnen, es fällt jedoch schwer die restlichen 2120 so zu selektieren, dass die Faszination Mongolei kurzweilig und doch umfassend erhalten bleibt. Dieser bescheidene Versuch ist nachfolgendes kleines Bilderalbum. Seht selbst. 44 Bilder aus 4 Wochen, 44 Momente mit jeweils nur immer in paar Zehntelsekunden Mongolei Magie. Mehr Bilder und Emotion bald in meinem Mongolei Vortrag. Termine folgen via Facebook, Whatsapp, Instagramm (#wwwudokahde) und auch über die lokale Presse.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – lehnt euch zurück, klickt selbst.
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