Griffig und Standfest sollen sie sein. 8 Pedale im Alltagstest.

Aller guten Dinge sind drei. Diese Weisheit lässt sich auch auf das Radfahren übertragen: Drei Kontaktpunkte entscheiden über Wohl und Weh einer ergonomischen und letztlich fahrsicheren Verbindung. Die Hände greifen den Lenker und sind zuständig für die Steuerung, der Körper ruht auf einem hoffentlich guten Sattel und macht das Gesamtsystem zu einer Einheit und last but not least sorgen die Pedale dafür, dass sich der Kreis zwischen Mensch und Maschine (formvollendet) schließt.

Nur mit einem guten und sicheren „Standpunkt“ auf dem Pedalpaar kommt man kraftvoll und sicher vorwärts. Womit wir beim Thema wären. Welches Pedal ist das Beste? Auf welchem steht man sicher, rutscht (auch bei Nässe) nicht ab ? Welches vereint Langlebigkeit und geringes Gewicht am besten? Und natürlich gilt auch bei der Auswahl eines Pedals: welches ist das schönste im ganzen Land bei gleichzeitig bester Performance. Wir haben uns einmal 8 Pedale in der Kategorie City/Urban/Trekking genauer angesehen und im Alltagsbetrieb getestet. Auch mit an Bord: ein Flatpedal, welches aber eher im Offroad Betrieb seine Stärken ausspielt. Das Testfeld spiegelt somit aber auch alle Möglichkeiten wieder.

Dabei haben wir bewusst die viel verbreiteten (beidseitigen) Klick-Pedale (aus dem RR und MTB Bereich) ausgenommen, diese haben ihre Berechtigung im sportiven Segment, verlieren aber im Alltagseinsatz auf dem Weg ins Büro oder einer kurzen Feierabendrunde ihre Bedeutung. So finden sich im Testfeld vornehmlich Pedale die nach den Kriterien Grip, Standfläche, Gewicht und technischer Ausstattung im Einsatzbereich Urban / City / Trekking bewertet wurden.

Je größer die Standfläche und je besser der Grip (für den flachen Straßenschuh) darauf desto unfallfrei lautet eine Formel. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail, zu viel Gewicht wirkt sich unter Umständen ebenso negativ aus, wie beispielsweise „scharfe“ Pins die den Schuh zwar temporär gut festnageln, aber auf lange Sicht auch nachhaltig beschädigen können. Auch legten wir Wert auf die technische Ausstattung. Wie sind die Pedale gelagert, sind die StVZO Bedingungen erfüllt (Stichwort Reflektoren), lassen sich die Lager nachschmieren und oder gar leicht selber austauschen? Was ist im Lieferumfang enthalten, wie sieht es mit der Ersatzteilversorgung aus und letztlich die Frage aller Fragen: wieviel „Pedal“ bekomme ich für mein Geld, sprich wie gut ist das Preis- Leistungsverhältnis unter Berücksichtigung aller Aspekte. Hier glänzen manche Produkte sogar mit sinnvollem Zubehör.

Worauf sollte man achten – Vor- und Nachteile der Konzepte

Die wesentliche Verbindung zwischen Fahrer und Fahrrad sind nun einmal die kraftgebenden Füße und die übertragenden Pedale / Kurbeln. Diesem vermeintlich kleine Bauteil „Pedal“ kommt somit durchaus entscheidende Bedeutung zu. Kann diese Verbindung nicht „kraftschlüssig“ und gut aufgebaut werden, leidet nicht nur der Vortrieb sondern sind im schlimmsten Falle Verletzungen oder gar Unfälle vorprogrammiert. Jeder, der schon einmal mit glatten Schuhen vom Pedal gerutscht ist, kann dies bestätigen. Auch ein nicht intaktes Lager und/oder gar eine qualitativ schlechte Achse sorgt im wahrsten Sinne des Wortes für einen „unrunden“ Lauf und somit eingeschränktes Fahrvergnügen.

Obligat auch zu erwähnen, dass im alltäglichen Einsatz auch ein Pedal verkehrstauglich sein sollte, sprich den Bestimmungen entsprechen muss, auch wenn es vielleicht dadurch hinsichtlich „Coolness“-Faktor ein wenig leidet. Reflektoren erhöhen die Sicherheit und haben somit Vorrang vor der Coolness.

Im Testfeld finden sich drei Arten von Pedalen: die Alukäfige, Plattformpedale mit (nahezu) geschlossener Oberfläche und Grip-Tapes sowie die dem sportiven Segment entnommene Flat-Pedale mit (austauschbaren) Pins. Die Plattformpedale mit Grip-Tape bieten unserer Meinung nach die beste Kombination aus Performance, Sicherheit und Optik. Die Alu-Pedale mit Käfig sind sehr praktikabel, leicht und schmutzunempfindlich, sorgen aber bei Körperkontakt für empfindliche Blessuren. Ebenso die Flatpedals, deren Pins im Zweifel nicht von allen (Leder)Schuhen geliebt werden. Hier gilt: je schöner der Schuh, desto eher sollte man sich die Anschaffung gut überlegen.

Die Pedale im Detail:

Moto Urban

Superschick. Das Moto Urban kommt in sehr stylischer Holzoptik daher. Ein echter Hingugger. Das Urban baut sehr flach und überzeugt vor allem durch die große rutschfeste Oberfläche, sogar ein Barfuß Ausflug kommt damit in Betracht. Keine scharfen Kanten. Die Ingenieure haben getüftelt, um die Pedale perfekt auf lebenslange Nutzung auszulegen. Mit dem Moto Refresh Kit (O Ringe, Schrauben und Bio Schmierstoff zum Fetten) bleibt die Einsatzdauer nahezu zeitlich unbegrenzt. Haptik und Optik sind über jeden Zweifel erhaben. Technisch bietet das Pedal feinste Ingenierukunst: zwei Tragschalen umschließen eine hochvergütete CNC Edelstahlachse. Die Tragschalen aus glasfaserverstärktem Kunststoff ermöglichen darüber hin noch eine Längenverstellbarkeit der Pedalachse um 5mm.

Fazit:

Alles in allem ein tolles, wenngleich sehr hochpreisiges Produkt. Freaks und all jene die auf perfektes Design Wert legen, werden hier bestens bedient. Trittsicherheit mit Style.

+ sehr hochwertige Optik

+ tolle Verarbeitung

+ hohe Standsicherheit bei vergleichsweise niedrigem Gewicht

  • sehr teuer
  • Holzstruktur muss sich im Langzeitbetrieb noch bewähren

Moto Reflex

Gleiches Prinzip wie das Moto Urban, nur ein deutliches Preissegment darunter, tritt das Reflex in vielen verschiedenen Farben an. Sogar die Trägerplatte kann man tauschen und so seinem Bike eine individuellen Anstrich verleihen. Minimaler Materialeinsatz und maximale Funktion sorgen auch beim Reflex für eine sehr hohe Performance. Die Standfläche ist gut bemessen und das Griptape entsprechend „griffig“.

Fazit:

Ein tolles Pedal mit urbanem Chic, bei gleichzeitig guter Technik und geschmeidiger Optik. Die Reflektoren erhöhen die Sicherheit. Man steht sehr gut auf dem Pedal. Kauftipp.

+ tolles Preis Leistungsverhältnis

+ auch in der „Standard“Version ein tolles Pedal

+ hohe Standsicherheit bei vergleichsweise niedrigem Gewicht

Shimano E-PDT 8000

Das E-PDT8000 entstammt der berühmten und hochwertigen XT Familie. Es ist ein sogenanntes Kombipedal mit einer Klick- und einer „Tatzen“Seite. Auf der Klick-freien Hälfte sorgen relativ flache Schrauben für guten Halt der Sohle. Das Pedal kommt in schöner Optik mit edlem Finish und vermittelt einen sehr hochwertigen Eindruck. Die verbauten Konuslager bürgen für Qualität. Der Klickmechanismus ist seit Jahren erprobt und funktioniert tadellos. Im urbanen Einsatz macht das Pedal sicher an sportlich orientierten Rädern Sinn und bietet zudem auch die Option für längere Touren sicher einzuklicken. Umfangreiche Doku im Lieferumfang.

Fazit:

Sportives, sehr hochwertiges Pedal aus dem Hause Shimano. Das XT Label hält was es verspricht. Hohe Performance bei sehr gutem Gewicht und einem sehr akzeptablen Preis/Leistungsverhältnis. Für Sportler eine gute Wahl.

+ tolle Optik

+ Option für Klick-Betrieb

+ hohe Qualität

  • etwas martialisch im Design
  • mit (flachen) Pins nicht der perfekte City-Bike / Urban Anwendungsbereich

 

Shimano PD M324

Die günstigere Alternative aus dem Hause Shimano ist ebenfalls mit gedichteten Konuslagern ausgestattet, verfügt aber über eine etwas gediegenere Optik. Auch beim PDM 324 hat man die Möglichkeit einerseits einzuklicken und auf der anderen Seite auf einem lackierten Alukäfig gut Halt zu finden. Cleats sind ebenso wie beim XT Pedal im Lieferumfang enthalten. Keine Reflektoren. Umfangreiche Doku im Lieferumfang.

Fazit:

Ein gutes Einsteigerpedal, ohne Schnickschnack. Zuverlässig und solide. Punktet nicht im Style, dafür aber mit soliden Werten.

+ günstig

+ Kombipedal erweitert den Einsatzbereich

  • keine Reflektoren
  • optisch kein Highlight

Voxom PE14

Das PE14 ist schick und leicht und verfügt über sicherheitsbringende Reflektoren. Pdalkörper aus CNC gefrästeem Aluminium. Ausgestattet mit Sandpapier Auflage, CroMo Achse und gedichteten Industrielagern konnte es im Testbetrieb überzeugen, wenngleich die Standfläche beim günstigeren PE2 aus gleichem Haus etwas kleiner baut. Das Pedal aus der Premium Linie von Voxom baut relativ flach und scheut daher auch den Einsatz abseits der Teerpisten nicht. Beschreibung oder ähnliches ist im Lieferumfang nicht enthalten.

Fazit:

Schickes, schmales Pedal mit griffiger Auflage in toller Qualität. Schick und schwarz.

+ Plus

– Minus

 

Voxom PE1

Das wesentlich günstigere PE1 ist mit einer Boron Achse ausgestattet und verfügt innerhalb der Voxom Experten-Tipp-Linie über gedichtete Industrielager. Die Standfläche ist eine Idee größer als beim PE14 und vermittelt somit einen besseren Eindruck. Das Kunststoffpedal kann optisch nicht an die Wertigkeit des PE14 heranreichen, der Abstand ist aber nach den ersten Testrunden nur marginal. Das PE1 verfügt ebenfalls über StVzO konforme Reflektoren und baut noch ausreichend flach.

Voxom

 Fazit:

Günstiges formschönes Pedal mit guter Ausstattung. Hinsichtlich des Preises eine klare Empfehlung.

+ sehr günstig

+ ansprechendes Design

+ Reflektoren

– Kunststoffpedal ggf. im rauen Dauerbetrieb nicht so widerstandsfähig

Schindelhauer Urban

Das Schindelhauer Urban ist ein Klassiker. Das Design ist schlank und schön. Lieferbar in schwarz und silber, optional auch mit klassischen Pedalhaken und Lederriemen und Reflektoren nachrüstbar. Auch das Schindelhauer Urban baut sehr flach, dem CNC gefrästen Aluminum Körper sei Dank. Im Testfeld jedoch das Pedal mit der kleinsten Grundfläche, was zu Punktabzug führt. Auch die 3M Griptape Auflage bietet nicht allzu viel Fläche.

Schindelhauer

Fazit:

Schönes, schickes, schlankes Pedal, das durch Minimalismus von sich reden macht.

Die etwas kleine Fläche und die kleine Griptape-Auflage machen es großen Füßen nicht immer leicht sicheren Halt zu finden.

+ Hochwertige Optik und Ausstattung

+ nachrüst- und erweiterbar

  • kleine Standfläche
  • wenig Gripfläche

 

Flatpedal DRM V12

Etwas außerhalb der (urbanen) Konkurrenz steht das DRM V12 im Test. Ein sehr sportives Flatpedal mit 10 Pins pro Seite. Das aus Druckguss Alu gefertigte Pedal mit CroMo Achse fühlt sich haptisch sehr wertig an, der Auftritt mit 10 Stiften auf jeder Seite weist jedoch eindeutig auf den Einsatz im sportiven Bereich hin. Die Industrielager laufen rund und spielfrei. Der Pedalkörper ist schlank, das Erscheinungsbild insgesamt aber nur wenig zurückhaltend

Fazit:

Sportliches Pedal mit 10 Pins pro Seite. Wer sich für ein V12 entscheidet sollte sich Einsatzzweck und Schuhsohle im Vorfeld im Klaren sein, dann hat man viel Spaß damit.

+ sicherer Halt durch 20 Pins je Pedal

– Einsatzbereich

auch gut zu wissen

Austauschbare Pins

Flat- als auch Klickpedale verfügen häufig über austauschbare Pins. Diese erlauben eine individuelle Anpassung des Grips und können im Falle von Verschleiß(Beschädigung auch ausgetauscht werden. Die Pins erhöhen, je nach Bauart, den Grip ungemein, sind aber für den urbanen Einsatz nur bedingt geeignet, da z.B. feine Ledersohlen hierauf empfindlich reagieren. Hinzu kommt, dass vor allem die „scharfen“ Pins sehr schmerzhaft ans Schienbein schlagen können und die dünne Anzugshose diesen Kräften i.d.R. nicht standhält.

Lager und Buchsen

Es gibt Pedalen mit (Kugel-)Lager, andere wieder haben Buchsen (bei denen Materialien mit geringem Reibungswiderstand übereinander gleiten). Vielen besitzen ein Hauptlager am Lastpunkt mit unterstützenden Buchsen entlang der Achse. Gute Pedale lassen sich selbst warten, manche bieten auch einen Abschmiernippel zum Fetten. Wichtig wäre eine gute Abdichtung, einige Modelle sind daher mit O-Ringen ausgestattet sind, um den feinen Dreck außen vor zu halten.

Die Achse

Sie kann aus den unterschiedlichsten Materialien gefertigt werden, meistens kommen Stahl, Chromoly oder Titan zum Einsatz. Hier gilt: Stahl ist die billigste (und schwerste) Variante, Titan wiederum ist extrem leicht aber extrem teuer. Chromoly bietet hier den besten Kompromiss in Sachen Preis/Leistung.

Plattformgröße

Die Plattformgröße ist für alle Pedalvarianten entscheidend. Flat-Pedalen bieten eine große Plattform und sehr guten Halt. Zu groß kann aber auch „zu klobig“ anmuten. Die Pedale mit Griptape bieten einen guten Halt und sehen in den meisten Fällen auch noch schick aus – allerdings sollte man beachten, dass auch das Griptape sich im Laufe der Zeit abnutzt und „blank“ geht. Klickpedale bieten Sicherheit und eine schlüssige Systemverbindung, sind aber

Schuhe

Egal für welches Pedal man sich entscheidet: der Schuh muss passen. Glatte „dünne“ Ledersohlen werden Flatpedale mit Pins niemals lieben. Schuhe vom Schlage eines „5Ten“ kommen damit wiederum sehr gut zurecht. Turnschuhe und „normale“ Gummisohlen finden auf den Griptapes guten Halt. Während für Klickpedale ohnehin nach speziellem Schuhwerk verlangen. Hierfür gibt es Markt aber mittlerweile von der Sandale bis zum Bergschuh zahlreiche Varianten.

© Udo